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Bildung: Zeit des Schulsterbens soll vorbei sein

Weil die Schülerzahlen seit den 1990er Jahren stetig gesunken sind, wurden in Brandenburg 213 Schulen geschlossen. Der Bildungsminister lehnt weiterhin Jahrgänge mit nur einer Klasse ab, doch dafür dürfen diese an weiterführenden Schulen künftig verkleinert werden.

Potsdam - Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hat ein Ende des Schulsterbens in Brandenburg verkündet. Zuvor waren seit 1990 infolge sinkender Schülerzahlen immerhin 213 Einrichtungen im Land geschlossen worden sind. „Die jetzigen Standorte sind weitgehend gesichert“, sagte Rupprecht am Mittwoch mit Blick auf die weiterführenden Schulen.

Im Frühsommer 2009 beginnen wieder die Sechstklässler, sich an den landesweit 75 Gymnasien, 120 Oberschulen, 20 Gesamtschulen und 22 privaten Gymnasien anzumelden. In der Vergangenheit gab es immer wieder Konflikte und Proteste, wenn Schulen die vorgegebenen Mindestanmeldezahlen verfehlten – worauf oft ihre Schließung folgte.

Im kommenden Schuljahr würden 17 000 Schüler auf auf die weiterführenden Schulen wechseln, kündigte Rupprecht an – das wären 2000 mehr als in diesem. Mittelfristig werde sich die Zahl der Siebtklässler sogar auf 18 000 bis 19 000 stabilisieren, nachdem sie von knapp 36 000 Anfang der 90er Jahre auf den historischen Tiefstwert von 14 115 im Schuljahr 2007/2008 abgesunken war.

Aber das ist nicht der einzige Grund für die Entspannung. Nachdem das Ministerium jahrelang kleinere Klassen abgelehnt hat, hat Rupprecht diese Politik auch angesichts immer längerer Schulwege in den berlinfernen Regionen und wohl auch mit Blick auf die Landtagswahl 2009 gelockert. Zwar lehnt Rupprecht einzügige Schulen, also mit nur einer Klasse pro Jahrgang, weiter „strikt ab“. Doch die Klassen in Brandenburg dürfen nun kleiner werden. Statt der bisher geltenden Mindestzahl von 54 Schülern in zwei 7. Klassen an Gymnasien müssen es künftig nur noch 40 Anmeldungen sein. Voriges Schuljahr hatten bereits die Gymnasien in Wittstock und Treuenbrietzen nach Schülerprotesten entsprechende Ausnahmegenehmigungen erhalten. Bei Oberschulen und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe reichen sogar 30 Schüler, also 15 pro 7. Klasse. In Ausnahmefällen will Rupprecht sogar Schulen mit nur 24 Anmeldungen bestehen lassen – wenn begründete Aussicht auf die 30er-Marke in den Folgejahren besteht.

Dennoch gebe es weiterhin „Wackelkandidaten“, sagte Rupprecht, etwa die Oberschulen in Lychen und Gartz in der Uckermark oder das staatliche Gymnasium in Bad Freienwalde. Dort hätten sich in der Vergangenheit von den 70 Grundschülern im Ort nur 10 angemeldet, unter anderem wegen der Konkurrenz des freien Gymnasiums in Wriezen. Inzwischen hätten sich aber staatliche und freie Schule verständigt: Das freie Gymnasium sei bereit, nur maximal 50 Schüler aufzunehmen, so dass beide Schulen eine Chance hätten. „So stelle ich mir das vor“, sagte Rupprecht. „Ich bin kein Feind der freien Schulen, aber sie dürfen nicht zum Totengräber der staatlichen Schulen werden.“ Thorsten Metzner

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