zum Hauptinhalt

Brandenburg: Blindgänger auch in Schönefeld

Nach Weltkriegsmunition wird erst beim Flughafenausbau gesucht

Während der Flughafen Tegel demnächst nach Weltkriegsbomben abgesucht werden soll, ist das in Schönefeld nicht geplant. Dabei liegen auch auf dem Gelände dieses Flughafens Bomben und Munition unter der Erde. Eine große Suche und Räumung war zu DDRZeiten bereits geplant, wurde dann aber nicht verwirklicht. Erst im Rahmen des geplanten Ausbaus zum Flughafen Berlin-Brandenburg-International (BBI) werde gezielt nach den Altlasten gesucht, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Bis dahin sei der laufende Flugbetrieb gefahrlos möglich.

Bei der Suche werde man sich auf Luftaufnahmen von 1945 stützen können, auf denen die Einschlagkrater der Bomben deutlich zu sehen seien, so Kunkel. Da für den Flughafenausbau umfangreiche Erdbewegungen erforderlich sein werden, muss fast das gesamte Flughafengelände untersucht werden. In Tegel wird, wie berichtet, ab Mitte November der militärische Teil des Flugplatzes anhand von Luftbildern nach Altmunition abgesucht.

Nach Ansicht der im Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB) organisierten Ausbaugegner ist die Fläche des Flughafens Schönefeld dagegen wegen der ungeklärten Munitionsgefahren weder für den Bau noch für den derzeitigen Betrieb des Airports geeignet. Der BVBB behauptet sogar, unter der Erde lägen noch voll getankte Flugzeuge aus dem Weltkrieg, was Experten aber für ausgeschlossen halten.

Relativ glimpflich kam der Flughafen Tempelhof im Krieg davon: Offenbar hatten die Alliierten den Flugplatz von Bombenangriffen weitgehend verschont, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Manuela Damianakis. Gezielt gesucht habe man dort aber ebenfalls nicht, denn er war bis zum Abzug der Alliierten unter amerikanischer Verwaltung. Allerdings hätte die Auswertung von Luftbildern auch keine Verdachtspunkte ergeben. Was nicht bedeuten muss, dass dort keine Bomben liegen. So war im Olympiastadion der Einschlagtrichter einer britischen Fünf-Zentner- Bombe nach dem Krieg mitsamt dem Blindgänger einfach mit Beton zugeschüttet worden. 50 Jahre lang hatten tausende ahnungslose Besucher über der Bombe gesessen, bis sie im Januar 2001 bei Bauarbeiten gefunden und entschärft wurde.

Erst seit etwa 20 Jahren wertet die Stadtentwicklungsverwaltung systematisch Luftbilder der Engländer und Amerikaner bei der Suche nach Bombenblindgängern aus. Rund 200 0000 Aufnahmen wurden Berlin 1985 überlassen. Insgesamt erhielt Deutschland über zwei Millionen Bilder und zahlte damals dafür weit über eine Million Mark. Die Initiative dafür ging seinerzeit von Hamburg aus. Die Fotos aus Höhen zwischen 4000 und 10 000 Metern sind gestochen scharf und lassen die Krater der explodierten Bomben erkennen und meist auch die Aufschläge von Bomben, die nicht explodiert sind.

Mit Hilfe moderner Computertechnik werden im Vergleich mit aktuellen Stadtplänen die Einschläge lokalisiert. In der Vergangenheit wurden meist ganze Waldgebiete zusätzlich mit Metallsonden abgesucht – beispielsweise der Plänterwald in Treptow. Viele Blindgänger wurden in den Nachkriegsjahren bereits geborgen. Eine kontinuierliche Statistik der unschädlich gemachten Weltkriegsmunition gibt es ohnehin erst seit 1948.kt/weso

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false