zum Hauptinhalt

Brandenburg: Brand der Mülldeponie aufgeklärt

47-Jähriger legte Feuer – wegen der Kakerlaken

Von Sandra Dassler

Bernau - Am 10. September dieses Jahres zogen dunkle stinkende Rauchschwaden nach Berlin. Der Brand einer Mülldeponie in Bernau beschäftigte tagelang die Medien, nicht wenige Menschen klagten über Gesundheitsprobleme. Nun hat sich bestätigt, was viele vermuteten: Gestern gestand ein 47-jähriger Mann aus Bernau, das Feuer gelegt zu haben – aus Wut und Ärger über die Kakerlakenplage, die viele Anwohner des Recyclinghofs in den Monaten vor dem Brand beklagten.

Obwohl der Tatverdächtige selbst nicht in der Nähe der Mülldeponie wohnte, gab er an, die Schaben und der Gestank hätten ihn so erbost, dass er in der Nacht vom 9. auf den 10. September „die Sache beenden wollte“. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) geht davon aus, dass der Mann psychisch krank ist. Deshalb sei ihm seit einiger Zeit ein gerichtlich bestellter Betreuer zugewiesen worden. Der Verdächtige gehörte zu den Personen, die nach Ausbruch des Feuers in der Nähe der Deponie angetroffen worden waren. Die Polizei hatte damals seine Personalien aufgenommen und ihn später zunächst als Zeugen vernommen. Dabei habe er sich zunehmend in Widersprüche verstrickt.

Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Neff, gestern dem Tagesspiegel sagte, gab der Mann an, zum Zeitpunkt der Tat betrunken gewesen zu sein. Haftbefehl wurde nicht beantragt, da der Betroffene geständig sei, über einen festen Arbeitsplatz und Wohnsitz verfüge und keine Wiederholungsgefahr bestehe. An seinen Aussagen bestünden kaum Zweifel, da sich seine Schilderung mit den bisherigen Ermittlungen zur Brandursache decken. Für eine Beteiligung weiterer Personen gebe es keine Anhaltspunkte.

Bei dem Brand des Recyclinghofs waren mehr als 15 000 Tonnen Gewerbeabfälle in Flammen aufgegangen. Den nachfolgenden Schwelbrand hatten die Feuerwehren aus Brandenburg und Berlin erst nach mehreren Tagen eindämmen können. Da der Wind zu dieser Zeit aus Nordosten kam, war der Geruch in vielen Stadtbezirken Berlins zu einer starken Belästigung geworden. Zwar hatten die Behörden gesundheitliche Gefahren ausgeschlossen, die Bürger jedoch aufgefordert, die Fenster geschlossen zu halten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Brand gegen die Betreiberfirma der inzwischen geschlossen Deponie. Es besteht der Verdacht, dass dort nicht nur weitaus mehr Abfall lagerte als genehmigt worden war, sondern illegal auch gefährliche Stoffe. Erst am 25. Oktober dieses Jahres waren deshalb fünf Firmen und auch mehrere Privaträume von leitenden Angestellten der Deponie von der Polizei durchsucht worden. Die Ermittlungen dauern noch an.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false