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Brandenburg: Betonkrebs macht Autobahnen um Berlin mürbe

Sie gelten als Symbole für den "Aufschwung Ost": Doch viele der erst in den 90er Jahren aufwändig modernisierten Autobahnen müssen nun auch im Land Brandenburg schon wieder aufgerissen und erneuert werden.

Potsdam - Die Autobahnen werden mürbe vom „Betonkrebs“, einer aggressiven Alkali-Kieselsäure-Reaktion. Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) bestätigte am Donnerstag, dass in der Mark zurzeit bereits 60 Kilometer Richtungsfahrbahn davon betroffen sind. Und das ausgerechnet auf hoch frequentierten Strecken: auf dem sechsstreifig ausgebauten südlichen Berliner Ring und auf der Autobahn A 24 Berlin-Hamburg, was die Autofahrer dort seit Monaten leidvoll spüren. Es sei mit „weiteren Schäden“ und damit neuen Baustellen zu rechnen, so der Minister.

Gerade laufen Untersuchungen auf der A 2 Berlin–Magdeburg sowie den märkischen Abschnitten der A 9 nach München, bestätigt Hans-Reinhard Reuter, Vorstandschef des Landesbetriebs für Straßenwesen. Er hat zumindest eine gute Nachricht: Bis „Mitte September“ würden auf der A 10 der Abschnitt bei Rangsdorf in Richtung Frankfurt (Oder) fertig und „bis Ende September“ in der Gegenrichtung der Abschnitt bei Genshagen. Ebenfalls „bis Ende September“ werde die Betonkrebs-Sanierung auf der Autobahn A 24, vom Dreieck Wittstock in Richtung Hamburg beendet.

Diese Autobahnen, meist in den 90er Jahren erneuert, hätten 25 Jahre halten müssen. Von Pfusch will trotzdem niemand sprechen. „Man hat nach dem damaligen Stand der Technik gebaut“, erklärte Reuter. Die Gewährleistung sei ohnehin abgelaufen. Das Phänomen, dass bei feuchter Umgebung Alkalien des Zements und alkalilösliche Kieselsäuren in Betonzuschlägen miteinander reagieren, den Beton treiben und platzen lassen, ist lange bekannt. So mussten 250 000 bröselnde Betonschwellen der Eisenbahnstrecke Berlin–Hamburg gerade erneuert werden. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums sind in Deutschland insgesamt 350 Kilometer Autobahnen „erkrankt“ – bisher.

Für elf Millionen Euro hat allein Brandenburg laut Dellmann bereits vom Betonkrebs befallene Autobahnen erneuert. Das Geld kommt vom Bund, der 2009 weitere elf Millionen und 2010 noch einmal neun Millionen Euro aus den Konjunkturpaketen bewilligt hat. „Wir bauen zügig, wir sind gut im Plan“, sagte Dellmann. Das gelte im Übrigen für die 90 Millionen Euro Konjunkturmittel insgesamt, die bis 2010 zusätzlich bereitstehen, nicht nur für Autobahnen, sondern auch für die Sanierung von Bundesstraßen sowie für neue Ortsumgehungen von Herzfelde, Königs Wusterhausen, Cottbus und Spremberg.

Mit Betonkrebs hat nur ein Bruchteil der aktuellen Autobahnbaustellen zu tun, betonte Reuter. 2009 würden 117 Millionen Euro in Autobahnen der Mark investiert – davon lediglich elf Millionen in vom Betonkrebs befallene Trassen.

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