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Schloss Hubertushöhe

© Claus-Dieter Steyer

Brandenburg: Märchenhafte Entdeckung

Bei einem Rundflug sah ein südafrikanischer Investor das Schloss Hubertushöhe – und kaufte es.

Storkow - Die Geschichte passt zum Märchenschloss Hubertushöhe bei Storkow. An einem warmen Sommertag bei schönstem Wetter wollte sich ein aus Südafrika stammender und seit einigen Jahren in London lebender Unternehmer aus der Luft einen Überblick über die unter seiner Beteiligung finanzierten Supermarkthallen rund um Berlin machen. Beim Blick aus dem Fenster eines Hubschraubers registrierte er nicht nur zahlreiche ihm bislang nur von Architektenplänen bekannte Filialen der Tengelmann- und Aldi-Gruppe, sondern auch jenes Schmuckstück im Wald und mit eigenen Zugang zum Dolgensee. Noch im Helikopter bat der wohlsituierte Alan Louis seinen Statthalter in Deutschland, sich nach dem zauberhaften Schloss zu erkundigen. Vielleicht könne man es ja erwerben, lautete seine Hoffnung.

Nun stellt der Zufall mitunter verblüffend wirkende Weichen. Denn das 1900 im Auftrag des Geheimen Königlichen Kommerzienrats Georg Wilhelm Büxenstein erbaute Anwesen stand tatsächlich zum Verkauf. Die Reemtsma-Gruppe, die das Haus 1936 erstmals erworben und kurz danach an die Wehrmacht verloren hatte und 1992 wieder ins Grundbuch gelangt war, musste sich von dem Fünf-Sterne-Hotel trennen. Der Konzern British Tobacco als neuer Eigentümer von Reemtsma sah für das Gebäude trotz der traumhaften Lage 75 Kilometer südöstlich Berlins keine Verwendung.

Vielleicht hat Alan Louis von den Verkaufsplänen schon in London erfahren. Aber im Gespräch beharrt er auf seiner Geschichte von der zufälligen Entdeckung. „Das war ein Aha-Erlebnis“, sagt der Mann, dessen Großeltern einst aus Frankreich in die USA ausgewandert waren. „In unserer Familien-Gruppe haben wir schon fünf sogenannte Boutique-Hotels in Südafrika. Sie stehen in den schönsten Gegenden und überzeugen durch einen außergewöhnlichen Charme.“ Deshalb passe das Schloss Hubertushöhe ausgezeichnet zu den anderen Häusern.

Für das Schloss, das die DDR-Zeit als Ingenieurschule für Binnenfischerei vergleichsweise schadlos überstanden hat, sieht der neue Eigentümer erhebliche Veränderungen vor. „Wir brauchen endlich einen Wellnessbereich, eine Tagungsabteilung mit einem Bankettsaal, eine zweite Gaststätte neben unserem Gourmet-Restaurant ‚Windspiel’ und vor allem mehr Zimmer“, zählt der alte und neue Direktor Marc Debourdon de Grammont auf. „Vor allem reichen unsere 23 Zimmer und Suiten nicht mehr aus, um profitabel zu arbeiten. Die doppelte Anzahl wäre optimal.“ Die geplanten Anbauten sollen sich sehr harmonisch an das Haupthaus anpassen, um den Märchencharakter des Schlosses auf jeden Fall zu erhalten. Mit Torsten Voigt, der im September von Travemünde in die Mark wechselte, hat das Hotel auch wieder einen Koch, der schon mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde.

Der Kaufpreis für das Schloss soll bei zweieinhalb Millionen Euro gelegen haben, heißt es aus dem Hotel. Eine offizielle Bestätigung gibt es von den Unternehmen allerdings nicht. Dafür sucht Alan Louis schon nach weiteren Perlen in Brandenburg und im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern, wo es nicht an traumhaften Schlössern mangelt. Doch nicht jedes Schmuckstück eignet sich als Hotel. So stieß er am Frühstückstisch beim Blättern in einer Broschüre auf das Marmorpalais in Potsdam, das ihn sofort faszinierte. Der Prunkbau gehört aber der Schlösserstiftung und wird niemals Übernachtungsgäste beherbergen, musste er erfahren. Da wolle er eben noch einmal in die Luft gehen und auf den Zufall vertrauen, beschloss der neue Schlossherr.

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