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Im August trat er als Brandenburger Regierungschef zurück. Nun kündigte Matthias Platzeck an, auch nicht mehr für den Landtag zu kandidieren.

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Update

Brandenburg: Platzeck zieht sich aus Landespolitik zurück

Herbst 2014 ist Schluss: Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck tritt nicht mehr bei der Landtagswahl in Brandenburg an. Komplett untätig will er dann aber nicht sein.

Nun geht er also doch so ganz. Matthias Platzeck (SPD), der Ende August nach elfjähriger Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen als Ministerpräsident abgetreten war, zieht sich aus der Landespolitik völlig zurück. Der 59-Jährige werde doch nicht bei der Landtagswahl im Herbst 2014 für den Landtag kandidieren, sagte Platzeck am Dienstag vor Journalisten in Potsdam. Die SPD-Fraktion, die er zuvor über seine Entscheidung informierte, reagierte mit Verständnis, aber auch mit Bedauern.

Platzeck kehrt nach Legislaturperiode nicht in Landtag zurück

Er habe die Zeit seit seinem Rücktritt noch einmal genutzt, „um über das Leben nachzudenken“, erklärte Platzeck, der die laufende Legislaturperiode als Abgeordneter regulär zu Ende bringen will. „Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass man einen Schritt auch komplett gehen sollte.“ Ursprünglich hatte er angekündigt, erneut für den Landtag zu kandidierten. Und zwar in seinem Wahlkreis in der Uckermark, wo ihn der SPD-Unterbezirk bereits nominiert hatte. Im Landtag war Platzeck als künftiger Landtagspräsident im Gespräch. Das Amt, das seit 24 Jahren Männer innehaben, sollte aber lieber eine Frau übernehmen, meint Platzeck.

Dass er selbst nicht mehr in den Landtag will, hat nach seinen Worten verschiedene Gründe. Der Wichtigste: „Ich will das Feld für meinen Nachfolger komplett freimachen. Ich will nicht in die Rolle eines Uhus kommen, der der auf dem Ast sitzt und alles besser weiß.“ Er sei zur Erkenntnis gekommen, dass es zwangsläufig so gekommen wäre, wenn er nach 23-jähriger Amtszeit in exekutiven Funktionen im Parlament als Abgeordneter wirken würde.

Platzeck tritt aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder zur Landtagswahl an

Von 1990 bis 1998 war er Umweltminister, von 1998 bis 2002 Oberbürgermeister Potsdams und danach Regierungschef. Indirekt gestand Platzeck damit ein, dass die Landtagskandidatur und die Nominierung vielleicht etwas vorschnell erfolgten . Zudem gab es inzwischen erneute gesundheitliche Warnsignale. Entgegen seinem Vorsatz hatte Platzeck sein Arbeitspensum kaum heruntergefahren, arbeitete in verschiedenen Funktionen. „Ich war weiterhin sechs Tage die Woche weg.“ Die Quittung folgte. Kurz vor dem SPD-Landesparteitag in Potsdam war Platzeck erkrankt, Erkältung plus Kreislaufprobleme, eine erneute „Wegzeigung“, wie er sagte. Vom Amt des Ministerpräsidenten war er Ende August nach einem Schlaganfall zurückgetreten.

Matthias Platzeck will sich weiter ehrenamtlich engagieren

Platzeck, dessen Wesen etwas Rastloses hat, nimmt also erneut einen Anlauf, kürzer zu treten. Untätig bleiben will er nicht, auch wenn er Ende Dezember 60 wird, die Grenze der vorzeitigen Pensionierung ohnehin erreicht hat. Er möchte sich ehrenamtlich engagieren, als Schirmherr sozialer Stiftungen wie „Familie in Not“ und „Multiple Sklerose“, auch im Babelsberger Oberlinhaus, einer diakonischen Einrichtung, sowie der Flick-Stiftung. Er wolle weiter in der „Jerusalem Foundation“ aktiv bleiben und auch „seiner Leidenschaft für Mittel- und Osteuropa“ widmen. Konkret heißt dass, dass er sich im Deutsch-Russischen Forum engagieren wird, das etwa die Reihe „Petersburger Dialog“ für verbesserte deutsch- russische Beziehungen veranstaltet. Außerdem gehe er in den Vorstand der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Deren Vorsitzender ist der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, einst Nachfolger Platzecks im Amt des SPD-Bundesvorsitzenden. Hier will sich der Brandenburger ebenfalls um Osteuropa kümmern.

Zunächst einmal aber wird das neue Haus im Dörfchen Gerswalde in der Uckermark gebaut, das im Frühjahr fertig werden soll. „Ich bleibe im Lande“, sagt Platzeck. „Ich werde Pendler“. Und seine Frau Jeannette sowieso, die im Potsdamer Rathaus arbeitet. Trotzdem ist es auch ein Rückzug aus seiner Potsdamer Heimatstadt, wo Platzecks die Wohnung in Babelsberg behalten. „Ich werde in der Uckermark viel Zeit verbringen, mehr als hier. Das wird meine Wahlheimat.“

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