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Bürgermeister: „Honecker-Stellvertreter“ in Prenzlau abgewählt

UPDATE Nicht nur Landtag und Bundestag standen am Wochenende zur Wahl, sondern auch mehrere Bürgermeister. In Prenzlau verlor der bisherige Amtsinhaber seinen Posten, der kürzlich wegen der Verleihung eines DDR-Ordens in die Schlagzeilen geraten war.

Die Ära von Hans-Peter Moser (Linke) als Bürgermeister in Prenzlau ist endgültig vorbei. Bei der gleichzeitig mit der Bundes- und Landtagswahl stattgefundenen Abstimmung über das Stadtoberhaupt erhielt der 45-jährige frühere Musiker lediglich 30,9 Prozent der Stimmen. Klarer Sieger wurde mit 54 Prozent der parteilose Wirtschaftsamtsleiter Hendrik Sommer, der sich auf die Unterstützung von SPD, CDU, FDP und die Wählergemeinschaft „Wir Prenzlauer“ stützen konnte. Der unabhängige Kandidat Ludger Melters landete mit 15,1 Prozent der Stimmen auf Platz drei.

Hans-Peter Moser hatte sich in seiner Amtszeit mehrere Kapriolen geleistet. So verlieh er als selbsternannter „Honecker- Stellvertreter“ den DDR-Orden „Banner der Arbeit“ an den städtischen Kulturamtsleiter, schnappte einer bedürftigen Familie eine Sozialwohnung weg und konnte sich nur dank eines Polizeieinsatzes vor seiner prügelnden Lebensgefährtin retten. In vielen anderen Städten behaupteten sich dagegen die Amtsinhaber. So fuhr Hans-Joachim Laesicke von der SPD in Oranienburg mit 72,1 Prozent einen sicheren Sieg gegen Herausforderer Frank Manfred Eichelmann von den Linken ein. Laesicke profitierte nicht zuletzt vom Erfolg der Landesgartenschau mit bereits mehr als einer halben Million Besuchern.

Auch in Hennigsdorf gewann SPD-Kandidat Andreas Schulz mit fast 70 Prozent klar gegen seinen Konkurrenten von den Linken und eine unabhängige Bewerberin. Knapper fiel der Erfolg von Elisabeth Herzog von der Heide von der SPD in Luckenwalde aus, die 52,3 Prozent der Stimmen erreichte. „Ich hatte eigentlich vermutet, dass ich weniger als 50 Prozent schaffe und somit in die Stichwahl muss“, zeigte sich die Amtsinhaberin erleichtert. Auf Kirsten Gurske (Linke) entfielen nur 23,4, auf Christoph Guhlke (CDU) 12,2 und auf Matthias Nerlich (FDP) 11,8 Prozent. Seine achtjährige Arbeit als hauptamtlicher Bürgermeister von Teltow kann Thomas Schmidt (SPD) fortsetzen, siegte er doch mit 53,15 Prozent schon im ersten Wahlgang gegen vier Kandidaten.

Im Umland gab es auch überraschend klare Ergebnisse. So setzte sich in Wildau Amtsinhaber Uwe Malich (Linke) mit knapp 73 Prozent durch. Beate Burgschweiger (SPD) gewann mit knapp 60 Prozent in Zeuthen. In Königs Wusterhausen dagegen kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl, weil weder Lutz Franke von der SPD noch Michael Reimann (Linke) mit 40 bzw. 35 Prozent die absolute Mehrheit erreichten. Der 51-jährige Reimann, Sohn des einstigen KPD-Vorsitzenden Max Reimann, war überregional mit einer ungewöhnlichen Aktion aufgefallen. Er ließ nur eine einzige Tafel mit seinem Konterfei in der 33 000-Einwohner- Stadt aufhängen. Dabei hatten jeder Partei 300 Plakate zugestanden. Was Reimann als „ökologische Vernunft“ und „Einsparung von Steuergeldern“ bezeichnete, werteten seine Gegner als Beweis für die „fehlende Programmatik“. Auch in Birkenwerder und in Eichwalde kam kein Bewerber auf mehr als 50 Prozent der Stimmen, so dass hier am 11. Oktober erneut die Wahlurnen aufgestellt werden.

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