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Brandenburg: Bundesgartenschau: Optimismus vierzig Tage vor Beginn

Matthias Platzeck gab den Regisseur. "Sagen Sie auch noch was zu den roten Bänken!

Matthias Platzeck gab den Regisseur. "Sagen Sie auch noch was zu den roten Bänken!", forderte der Oberbürgermeister Bernd Cronjaeger auf. Cronjaeger ist zuständig für die Sanierung des Neuen Lustgartens und führte gestern einen Tross Journalisten über den Platz - er ist eine der vier "Kulissen" der Bundesgartenschau, die in vierzig Tagen in der Landeshauptstadt beginnen soll. Schmusebänke seien das, sagte Cronjaeger. Ein 25 000-Quadratmeter-Platz zum Schmusen? Nein, das sei nur ein Randaspekt, der Neue Lustgarten sei eher ein Festplatz mit Park zum Spazieren gehen und Sport treiben. Der Park ist derzeit eine Baustelle. 44-Tonner fahren Schotter an, Bagger wühlen im regennassen Boden, Kräne jonglieren Betonplatten.

Trotz der Geschäftigkeit: Man hinkt hinterher. Ein "dramatisch schlechter Untergrund", Altlasten und Bomben hätten den Bau an der Havel verzögert, sagt Cronjaeger. Hier entstehen das neue Empfangsgebäude und die Anlegestelle der Weißen Flotte. Bis zum Saisonstart am 30. März soll wenigstens der Anleger funktionieren - der übrige Teil wird erst zwei Tage vor der Buga-Eröffnung fertig.

Mit einer "Vier-Kulissen-Idee" hatte sich Potsdam 1995 um die Ausrichtung der Bundesgartenschau beworben: Orte am Fluss, historische Innenstadt, Feldflur und Buga-Park im Bornstedter Feld. Die Besichtigungstour, zu der Platzeck eingeladen hatte, gab einen Vorgeschmack darauf, wie es dem Buga-Besucher gehen wird: Er kann das Programm an einem Tag nicht schaffen und wird müde.

Der nicht motorisierte Tagesbesucher wird am Hauptbahnhof in die neue Tram steigen, um sich in den Buga-Park fahren zu lassen. Auch hier herrscht Baustellenchaos - Dreischichtbetrieb in der zentralen Buga-Halle. Hier sollen die großen Blumenschauen stattfinden. Doch von Blumen ist derzeit keine Spur. Der Präsident des Zentralverbandes Gartenbau, Karl Zwermann, gibt sich trotz des Durcheinanders optimistisch. Er habe schon viele Gartenschauen erlebt, daher sei ihm das Unfertige kurz vor Beginn nicht fremd. "Wir können erst in letzter Minute mit unseren Blumen rein", sagt er dennoch ein wenig sorgenvoll. Die über zweihundert Meter lange Halle soll nach der Buga zur Bioshärenhalle umfunktioniert werden. Ein Kinobetreiber will sie als Naturerlebniswelt zu einer Dauerattraktion machen. Insofern ist das, was derzeit entsteht, nur der erste Bauabschnitt - erst nach der Gartenschau wird das 58-Millionen-Ding komplett.

"Ich bin jede Woche vor Ort", sagt Oberbürgermeister Platzeck. Auf der Freundschaftsinsel, einem der "Orte am Fluss", haben es ihm wieder die Bänke angetan. Es seien die der früheren Erfurter Internationalen Gartenausstellung, sagt er, auf denen es sich wegen der hohen Lehnen besonders gut sitze. Überhaupt die Freundschaftsinsel - sie ist eine Gartenschau für sich. "Die Freundschaftsinsel ist etwas ganz Hervorragendes, das in Nordeuropa seinesgleichen sucht", rühmt Cronjaeger. Platzeck erwähnt die tausend Staudensorten, die hier bereits in der Erde sind und in dieser Vegetationsperiode ihre Pracht entfalten sollen. An der Inselspitze, wo sich die Havel in zwei Flussläufe teilt und das Nuthe-Flüsschen mündet, fühlt sich Platzeck sichtlich wohl. Das Herz des Umweltexperten kehrt sich nach außen, als er über den neu entstandenen Nuthepark auf der anderen Uferseite erzählt. Eine Aufwertung des Potsdamer Zentrums Ost sei der neue Park, die Bewohner des Plattenbauviertels würden sich hier deshalb auch künftig wohl fühlen.

Der Besichtigungsbus fährt zurück ins Stadtzentrum: Landtagspräsident Herbert Knoblich und Bauminister Hartmut Meyer warten mit Spaten in der Hand an der Lustgartenmauer, um eine Linde zu pflanzen. 32 Bäume - jeder 40 Jahre alt - hat der Berliner Bezirk Zehlendorf gespendet. Eine andere Sponsoring-Aktivität zeigt sich fünfhundert Meter weiter nördlich auf dem Alten Markt: Hier werden die ersten Sandsteinblöcke ins Fortuna-Portal eingefügt. Potsdam nimmt Gestalt an.

Günter Schenke

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