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Alle Busse erhalten eine Trennscheibe: BVG setzt ihre Fahrer hinter Sicherheitsglas

Alle Busse erhalten eine Trennscheibe. Sie soll die Fahrer vor immer brutaleren Übergriffen schützen

Die BVG will ihre Busse mit Sicherheitsscheiben für die Fahrer ausrüsten. Dies kündigte Unternehmenssprecher Klaus Wazlak gestern an. Damit reagiert die BVG auf die immer brutaleren Angriffe auf ihre Mitarbeiter. Mit den Herstellern der vorhandenen Flotte sei man im Gespräch wegen einer Nachrüstung, sagte Wazlak. Obendrein sollen alle neu anzuschaffenden Busse gleich ab Werk eine Sicherheitsscheibe und eine Anlage zur Videoüberwachung haben. Vorbild sind die 130 „Solaris“-Gelenkbusse, die derzeit die Montagehallen verlassen.

Seit Jahren experimentiert die BVG mit Trennscheiben am Fahrersitz, diese waren jedoch vom Personal abgelehnt worden, weil es sich darin eingeengt fühlte. Nun gebe es einen Kompromiss, der allen zusagt, sagte Wazlak. Diese halbrunde Scheibe schütze den Fahrer vor allem vor Angriffen von hinten.

In diesem Jahr wurden bis Ende September 80 gewalttätige Angriffe auf Busfahrer registriert (2004: 90 Taten) – Pöbeleien und Spuckattacken sind darin nicht enthalten und auch noch nicht die Fälle vom Wochenende. Wie berichtet, wurde unter anderem ein 16-Jähriger festgenommen, der einen Fahrer mit Faustschlägen traktiert hatte. Einem anderen BVGler wurde von zwei Jugendlichen nach einem Streit ums Ticket ins Gesicht geschlagen.

Die Polizei hat keine aktuellen Zahlen von 2004 zu Straftaten im öffentlichen Nahverkehr. Die letzte Auswertung stammt aus dem Jahr 2003. Eine Sprecherin begründete dies mit der Umstellung der Polizeicomputer. Mit dem nun laufenden Jahr können alle Straftaten in Bussen und Bahnen in der Polizeistatistik separat ausgewiesen werden.

Unterdessen korrigierte die Polizei die Zahl der Übergriffe auf die BVG von drei auf fünf. Am Mariannenplatz in Kreuzberg wurde der Fahrer eines haltenden Busses von einer zehnköpfigen Jugendgruppe mit etwa 30 Eiern beworfen. Der BVGler wurde zwar nicht verletzt, musste aber mit beschmutzter Kleidung den Dienst abbrechen. Im Märkischen Viertel wurde ein Bus in der Finsterwalder Straße mit einem unbekannten Gegenstand beworfen, eine Scheibe zerstört. Die Fahrgäste wurden nicht verletzt. Zudem wurden in der Nacht zu Dienstag zwei Wartehallen, eine wieder in der Finsterwalder Straße, die andere in Oberschöneweide, von Unbekannten völlig zerstört. Die Brutalität der Angreifer und die Zerstörungswut nehme zu, heißt es im Unternehmen. „Früher wurden Graffiti geschmiert oder Scheiben zerkratzt, heute werden gleich Bierflaschen geworfen oder Scheiben eingetreten“, sagte ein Mitarbeiter. Die Fahrer der Busse würden aus banalem oder ganz ohne Anlass angegriffen.

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Alexander Kaczmarek, forderte gestern erneut mehr Videokameras in den Fahrzeugen, um Personal und Fahrzeuge gegen Angriffe zu schützen.

Aber nicht nur die BVG sieht sich Angriffen ausgesetzt, sondern auch die S-Bahn. Auf zwei fahrende Züge ging an der Grünbergallee in Treptow-Köpenick ein Steinhagel nieder. Zehn Scheiben gingen zu Bruch, zwei Fahrgäste wurden leicht verletzt. Die Bundespolizei (die auch als Bahnpolizei tätig ist) hatte diesen Vorfall, wie berichtet, verschwiegen. Gestern hieß es zur Begründung: „Wir wollen keine Nachahmer.“

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