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Cottbus: Jecken nehmen Konjunkturkrise aufs Korn

Die Narren in der Lausitz haben sich von der Finanzkrise nicht den Spaß am Feiern verderben lassen. Erstmals musste allerdings der Cottbuser "Zug der fröhlichen Leute" ohne Prinzenpaar auskommen.

"Und geht's der Wirtschaft noch so schlecht, wir feiern Karneval - jetzt erst recht!", lautete am Sonntag der Leitspruch in Cottbus. Rund 4000 Jecken zogen beim 18. "Zug der fröhlichen Leute" durch die Cottbuser Innenstadt. Mit urwüchsigem Humor, flotten Sprüchen und originellen Umzugswagen nahmen die Narren von 80 Karnevalsvereinen aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt in diesem Jahr besonders die Konjunkturkrise aufs Korn. Zwischen 80.000 und 100.000 Schaulustige säumten nach Veranstalterangaben bei Regen und Temperaturen um plus zwei Grad Celsius die rund vier Kilometer lange Strecke beim größten ostdeutschen Karnevalsumzug vom Cottbuser Stadtteil Sandow bis zum Viehmarkt.

Unter dem Motto "Die Konjunktur - statt rauf geht's runter - und die Politik treibt's immer bunter" zogen rund 200 närrische Gruppen mit 111 Festwagen und Fahrzeugen, etwa 20 Kutschen, Pferden sowie Spielmannszügen und Musikkapellen dreieinhalb Stunden durch die Straßen der Lausitzer Karnevalshochburg. "Auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten und durch das miese Wetter lassen wir uns die gute Laune nicht verderben", sagte der Präsident des Karneval-Verbandes Lausitz (KVL), Frank Czepok.

Auftrittsverbot für Prinzenpaar

Erstmals wurde der närrische Lindwurm nicht vom Lausitzer Prinzenpaar angeführt, weil Dirk II. und Anita I. kurzfristig Auftrittsverbot erhalten hatten. In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass der Prinz wegen Untreue, Steuerhinterziehung und Lohneinbehaltung eine Vorstrafe hat, wie der KVL-Präsident sagte. Zudem gebe es im Zusammenhang mit diesem Urteil Geldforderungen von Gläubigern. Der Prinz hatte dies eingeräumt. In Zukunft will der Verband, der 51 Mitgliedsvereine in vier Bundesländern zählt, bei der Auswahl seines Prinzenpaares sorgfältiger vorgehen, erklärte Czepok.

Trotz dieses Eklats feierten die Jecken fröhlich und ausgelassen. Da sangen die Studenten der Cottbuser Technischen Universität "Wo ist unser Geld nur geblieben?" und der städtische Verein Cottbuser Karneval (VCK) schrieb auf seinen Umzugswagen mit einem gelben Gummiboot: "Ausgequetscht und abgebrannt, so rudern wir jetzt durchs Heimatland". "Wirtschaftskrise? Banken-Gau? - der Karneval lebt - Lausitz-Helau", erklärten die Narren vom Forster Karnevalverein. Die Cottbuser Narrenweiber gaben hingegen das Motto aus "Rotlicht-Power gegen Krisen-Trauer".

Flotte Sprüche rund um die Krise

Die Döberner Karnevalisten kreuzten in Cottbus mit dem ersten Deutschen Schuldentransporter und der Losung auf: "Wir machen unser Konto blank und geben es der Hypo-Bank". Die Dahmer Zempermietzen empfahlen den Schaulustigen am Straßenrand: "Die Kohle auf den Kopf gehau'n, da können sie uns nichts vom Konto klau'n!" Für die Sommerrodler aus der Peitzer Amtsgemeinde Teichland galt indes der Spruch: "Auch ohne Konjunktur und Politik fahr'n wir immer noch ein kleines Stück."

"Trotz Tops und Flops - bei uns gibt's immer einen Job", bot der Karnevalverein Neupetershain bei Welzow an. Und die Narren aus Luckau stellten einen "Dienstwagen für Bankmanager" vor. Der grüne Käfig auf zwei Rädern trug die Aufschrift: "Wartezimmer - Betteln, Hausieren und Füttern verboten". Der Cottbuser Kinder-Karneval-Club (Ki-Ka-C) gab indes das Motto aus: "Kinder an die Macht - die Krise gehört weggelacht!"

Brita Beyer[ddp]

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