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Brandenburg: Da waren es nur noch fünf: Wer rettet die letzten Auerhühner?

Umweltministerium legt spezielles Artenschutzprogramm auf

Potsdam. Kaum jemand dürfte den attraktiven Großvogel in Brandenburg in freier Natur jemals zu Gesicht bekommen haben: Denn der Bestand der fast ausgestorbenen scheuen Auerhühner wird auf ganze fünf Exemplare geschätzt. Sie leben alle in der südöstlichen Lausitz.

Auf den angrenzenden Territorien in Sachsen und Polen sind die Bestände noch etwas größer, aber auch dort existieren insgesamt nicht mehr als etwa 50 Vögel. Für das Auerhuhn sei es in Brandenburg „eigentlich schon fünf nach zwölf", stellte in der vergangenen Woche deshalb Umwelt-Staatssekretär Friedhelm Schmitz-Jersch in Potsdam fest.

Trotzdem hat das Umweltministerium ein Artenschutzprogramm speziell für diese wenigen Vögel gestartet, die früher in ganz Europa und im nördlichen Asien verbreitet waren. Noch bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war das Auerhuhn, das wegen seiner reichen Befiederung den Raufußhühnern zugerechnet wird, ein typischer Charaktervogel in den Lausitzer Wäldern. Die zwei bis sechs Kilogramm schweren Vögel wurden insbesondere für die fürstliche Hofhaltung gehegt und gejagt. Über Auerhuhnjagden des sächsischen Kurfürsten in der Liebenwerdaer Heide wird schon im 17. Jahrhundert berichtet.

Doch nicht nur die einstigen Fürsten tragen die Schuld daran, dass es heute kaum noch Auerhühner gibt. Vielmehr verschlechterten sich in den letzten einhundert Jahren die Lebensbedingungen für das Auerhuhn dramatisch. Denn die Vögel benötigen ausgedehnte Wälder für ihr Überleben, die licht und von Mooren durchsetzt sind. Allein aufgrund ihrer Größe können Auerhühner in dichteren Wäldern nicht fliegen. Außerdem müssen dort sehr viele Beerensträucher wachsen. Denn deren Früchte liefern den seltenen Vögeln die Nahrung.

Hier setzt auch das Artenschutzprogramm für das Auerhuhn an, von dem es größere Vorkommen heute nur noch in den skandinavischen Ländern und im Westen Russlands gibt. Nach Angaben von Umwelt-Staatssekretär Schmitz-Jersch soll versucht werden, solche naturnahen und störungsfreien Waldgebiete mit „vernetzten Moorkernen" im Dreiländereck zu Sachsen und Polen wieder neu entstehen zu lassen. Auch Heidelbeeren seien ganz wichtig, weil sie von den Auerhühnern gern gefressen werden. Das Artenschutzprogramm ist grenzübergreifend angelegt, weil von einem einheitlichen Bestand ausgegangen wird.

Begünstigt werden kann die Wiederansiedlung der Auerhuhns nach Meinung der Naturschützer durch die Einbeziehung der reichlich vorhandenen so genannten Bergbaufolgelandschaften im Süden des Landes. Auch die ehemaligen Truppenübungsplätze könnten dafür genutzt werden. Das würde sozusagen eine späte Wiedergutmachung an der Lausitzer Natur bedeuten, denn die jahrzehntelange militärische Nutzung großer Gebiete hat beste Lebensräume für das Auerhuhn zerstört und fast zu seinem Aussterben geführt. Mit schnellen Erfolgen bei der Wiederansiedlung ist allerdings nicht zu rechnen, das Artenschutzprogramm wurde deshalb auf zehn bis 15 Jahre angelegt.

Michael Mara

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