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Brandenburg: Das Wasser kommt: Tauwetter lässt die Pegel steigen Behörden beobachten die Wetterentwicklung

An Elbe und Oder sind die meisten Deiche saniert

Wittenberge - Brandenburg bereitet sich auf ein mögliches Hochwasser der Elbe und Oder sowie an der Spree, der Schwarzen und der Weißen Elster im Süden des Landes vor. Eine aktuelle Gefährdung der Anrainer besteht nach Angaben des Landesumweltamtes gegenwärtig zwar nicht. „Aber wir können eine Eskalation der Situation in nächster Zeit nicht ausschließen“, sagt der für Hochwasserfragen zuständige Abteilungsleiter Wolfgang Genehr. „Der starke Temperaturanstieg führt jetzt zum Abtauen der in den Gebirgen ungewöhnlich hohen Schneedecke. Kommen dann noch starke Niederschläge hinzu, könnte im Oberlauf der Elbe die zweithöchste Alarmstufe 3 ausgerufen werden.“

Einige Zeit später würde das Wasser auch die brandenburgischen Elbabschnitte erreichen. Dank der Erfahrungen des Hochwassers im August 2002 können die Experten ziemlich exakt den Zeitpunkt einer Überschwemmungsgefahr berechnen. Von Dresden braucht das Wasser zwischen drei und vier Tage bis nach Mühlberg im brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster. Nach weiteren vier Tagen kommt es in Wittenberge in der Prignitz an.

Derzeit liegen in den sächsischen und böhmischen Mittelgebirgen oberhalb von 400 Metern zwischen 100 und 200 Zentimeter Schnee. Das entspricht nach Berechnungen des Landesumweltamtes zwischen 220 bis 250 Millimeter Wasser pro Quadratmeter. Schmilzt es rapide, würde es sich wegen des noch gefrorenen Bodens fast vollständig in die Flussläufe ergießen und dort die Hochwasserwarnstufen 1 bis 2 auslösen. „Fällt dazu in 24 Stunden sehr kräftiger Regen zwischen 50 bis 100 Millimeter, müssen wir uns auf Überschwemmungen einstellen“, erklärt Wolfgang Genehr. Bislang rechnen die Meteorologen erst für das Wochenende mit Niederschlägen. Zum Glück für die betroffenen Bewohner werden aber auch die Temperaturen wieder etwas zurückgehen.

Auch das Riesengebirge, wo sich das Haupteinzugsgebiet für die Oder befindet, meldet ungewöhnlich viel Schnee. Fast zweieinhalb Meter hoch türmt er sich in Spindlersmühle. Eine Hochwasserwelle braucht auf der Oder bis nach Brandenburg etwa fünf Tage. Die Pegel an der Oder weisen bereits eine leicht steigende Tendenz auf. In Frankfurt (Oder) erreichte der Wasserstand gestern 2,35 Meter, normal wären 1,82 Meter. Der Anstieg ist auf das Tauwetter der letzten Tage im Binnenland zurückzuführen. Seit der Oderflut im Juli 1997 sind an dem Fluss 120 Deichkilometer saniert und verstärkt worden. Auf einer etwa 45 Kilometer langen Strecke steht die Reparatur noch aus. Ohne Schutz vor Hochwasser ist weiterhin der bei der Flut teilweise überschwemmte Ort Ratzdorf am Zusammenfluss von Oder und Neiße. Wegen der Weigerung einiger Einwohner, ihre Grundstücke für den Deichbau abzutreten, konnten die Arbeiten noch immer nicht beginnen.

Entlang der Elbe befinden sind im Brandenburgischen Abschnitt 75 Kilometer Deich, davon sind 59 saniert. Hochwasser könnte hier vor allem am „Bösen Ort“ bei Lenzen die Prignitz gefährden. An dieser Stelle macht die Elbe einen scharfen Knick nach links. Beim Katastropheneinsatz im August 2002 verhinderten Hunderte Bundeswehrsoldaten praktisch in letzter Minute einen Bruch des Deiches.

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