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Brandenburg: Demonstranten ließen Neonazis auflaufen

Kundgebung am Nachmittag aufgelöst Rechtsextremisten zogen anschließend nach Berlin

Von Frank Jansen

Potsdam - Mehreren tausend Nazigegnern ist es am Sonnabend in Potsdam gelungen, einen Aufmarsch von Rechtsextremisten zu verhindern. Vor allem Anhänger der Grünen und der Linkspartei/PDS, aber auch von anderen Parteien sowie mehrere hundert Autonome und Punks blockierten die für den Aufmarsch vorgesehene Breite Straße in beide Richtungen. Auch die Nebenstraßen waren versperrt.

Die Neonazis wollten vom Bahnhof Charlottenhof zum Hauptbahnhof ziehen. Die Polizei war mit 2000 Beamten aus Brandenburg und acht weiteren Bundesländern im Einsatz, verzichtete aber darauf, die Demonstration der Rechtsextremisten gewaltsam durchzusetzen. Gegen 15.30 Uhr löste der Anführer der Neonazis, Christian Worch, die Veranstaltung auf. Die Rechtsextremisten zogen dann zu einer kurzfristig angemeldeten Kundgebung nach Prenzlauer Berg in Berlin. Bis Redaktionsschluss gab es keine Zwischenfälle.

Die Rechtsextremisten erlitten damit in der Landeshauptstadt einen ähnlichen Rückschlag wie bereits am 8. Mai in Berlin, als sie vor dem Aufbruch zu ihrer Demonstration von Gegnern auf dem Alexanderplatz eingepfercht und am Marsch gehindert worden waren.

Gestern hatten sich etwa 300 Neonazis auf einer Wiese hinter dem Bahnhof Charlottenhof versammelt. Sie standen frustriert herum; ihr Anführer Christian Worch forderte mehrmals die Polizei ultimativ auf, den Weg für den Aufmarsch freizumachen.

Am Morgen hatte die Polizei rund 150 Linke, die mit dem Zug in Charlottenhof angekommen waren, abgedrängt, als sie versucht hatten, gleich am Bahnhof Barrikaden gegen den Aufmarsch aufzubauen. Dabei kam es zu Rangeleien.

Bis zum Nachmittag blieb es trotz der Blockade und der sehr gereizten Stimmung bei den Rechtsextremisten dann aber ruhig. Unter den Neonazis befanden sich auch Mitglieder der Berliner Szene, darunter der verbotenen Kameradschaft „Berliner Alternative Südost“. Gekommen war auch der ehemalige Terrorist Peter Naumann, der wegen eines Sprengstoffanschlags eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hat.

An den Häusern der Breiten Straße hingen zahlreiche Transparente, auf denen die Rechtsextremisten verhöhnt oder beschimpft wurden. An einem besetzten Haus rankte „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“. An einem „normalen“ Wohnblock stand: „Ich bin stolz, ein Stolzer zu sein“ und „Bananen statt Haselnüsse“.

Auf dem Luisenplatz hatten sich am Vormittag der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und weitere Politiker zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus versammelt. Unter dem Motto „Potsdam bekennt Farbe“ liefen dann mehrere hundert bürgerliche und linke Nazigegner in Richtung Breite Straße, wo es dann zu den Blockaden kam.

Dass es bis zum Nachmittag zu keinen Ausschreitungen kam, lag auch am Einsatz von gemischten Berlin-Brandenburger Antikonflikt-Teams der Polizei. Die Potsdamer Polizei probte die in Berlin bereits mehrfach bewährte Methode zum ersten Mal aus. So gelang es mehreren Teams, den Bau einer Barrikade nahe einem Supermarkt zu verhindern.

Vor einem Jahr, am 31. Oktober, war eine von Worch angeführte Demonstration der Neonazis nach einigen hundert Metern von linken Randalierern gewaltsam gestoppt worden.

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