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Brandenburg: Der Fall Wolf: Der Ex-Minister gesteht Auftrag für Killer

In ersten Politiker-Reaktionen überwog Ungläubigkeit: Es sei ihm "unvorstellbar", dass sein Vorgänger Jochen Wolf einen Killer anheure, um seine Frau umbringen zu lassen, sagte Bauminister Hartmut Meyer (SPD). Er sei fassungslos, gestand Staatskanzlei-Chef Rainer Speer (SPD), ein enger Mitstreiter Wolfs, als dieser im Sommer 1990 als Landesbevollmächtiger Brandenburg gewissermaßen aus der Taufe hob.

In ersten Politiker-Reaktionen überwog Ungläubigkeit: Es sei ihm "unvorstellbar", dass sein Vorgänger Jochen Wolf einen Killer anheure, um seine Frau umbringen zu lassen, sagte Bauminister Hartmut Meyer (SPD). Er sei fassungslos, gestand Staatskanzlei-Chef Rainer Speer (SPD), ein enger Mitstreiter Wolfs, als dieser im Sommer 1990 als Landesbevollmächtiger Brandenburg gewissermaßen aus der Taufe hob.

Doch der Verdacht ist inzwischen zur Gewissheit geworden: Der 59-jährige Ex-Bauminister, der Freitagabend im Bahnhof Zoo bei einem Treffen mit dem als Killer gedungenen Mann verhaftet wurde, legte inzwischen ein Geständnis ab: Er habe den Auftrag erteilt und dem Killer 20 000 Mark für den Mord geboten. Als "Anzahlung" übergab er ihm 5000 Mark. Allerdings will Wolf davon ausgegangen sein, "dass sich die Sache erledigt hat": Er habe bereits seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu dem im Frühjahr 2000 von ihm angeheuerten Mann. Der hatte sich bereits im November des gleichen Jahres der Polizei offenbart und seither eng mit ihr zusammen gearbeitet. Die Staatsanwaltschaft sieht denn auch aufgrund ihrer Ermittlungsergebnisse diese Aussage von Wolf als widerlegt an: Tatsächlich habe es zwischen November 2000 und der Festnahme Wolfs am Freitag "Kontakte" zwischen ihm und dem gedungenen Hauptzeugen gegeben. Einzelheiten zu dessen Person teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Sie bestätigte lediglich, dass es sich um einen Deutschen handele.

Gegen die Aussage Wolfs, er habe den Killer-Auftrag als erledigt angesehen, spricht auch die Zuspitzung in der letzten Woche, in der Mord und Entlohnung erfolgen sollten: Wolf, Beauftragter für außenwirtschaftliche Projekte im Wirtschaftsministerium, hielt sich zum verabredeten Mord-Zeitpunkt dienstlich in der Ukraine auf - offenbar um ein Alibi zu haben. Polizei und Staatsanwaltschaft ließen Wolf in die Falle tappen: Seine Frau, von der er seit Jahren getrennt lebte, wurde von Polizei und Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen an einen geheimen Ort gebracht. Bei dem Treffen im Bahnhof Zoo sollte der vermeintliche Killer den Vollzug des Auftrages melden und von Wolf das Mord-Honorar erhalten. Das Gespräch wurde abgehört, über zehn Spezialisten der Polizei sicherten die Bahnhofshalle. Die Aussagen waren so eindeutig, dass der Zugriff sofort erfolgte. Wolf leiste keinen Widerstand.

Zum Motiv des von ihm geplanten Mordes machte Wolf nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher keine näheren Angaben. Er erklärte lediglich, dass ihn das langwierige Scheidungsverfahren von seiner Frau "sehr belastet" habe. Ursula Wolf erklärte auf Anfrage, sie glaube, dass Geldgier das Motiv ihres Mannes sei. Sie habe die Scheidung gewollt, die ihr Mann blockiert habe. Frau Wolf schloss nicht aus, dass ihr Mann in den Besitz ihrer Lebensversicherung habe kommen wollen. "Das traue ich ihm zu", sagte sie. Wolf hatte nach der Trennung einen erbitterten Kleinkrieg um Geld gegen die 54-Jährige geführt. Nach ihren Angaben war sie schon einmal einem Mordanschlag ausgesetzt: 1998 habe die damalige Lebensgefährtin ihres Mannes, die Russin Oksana Kusnezowa, sie beim Joggen im Wald mit der Waffe bedroht. Sie habe sich aber wehren und flüchten können. Nachdem Ursula Wolf Anzeige erstattet hatte, war die Russin von der Polizei verhört worden. Sie erschoss sich kurz danach mit einer Sportwaffe, die Jochen Wolf gehörte.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es bisher allerdings kein Hinweis darauf, dass Jochen Wolf seine Geliebte zum Mord anstiftete. Nach dem Selbstmord der Russin seien die Ermittlungen eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft betonte ausdrücklich, dass nach Bekanntwerden der Mordpläne keine Gefahr für Frau Wolf bestanden habe.

Michael Mara

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