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Brandenburg: Die Gans Edlen Herren zu Putlitzals Retter des „verlorenen Dorfs“

Nachfahre von Barsewisch restaurierte das Schloss Wolfshagen

Rund 50 Familien des alten märkischen Landadels sind seit der Wende nach Brandenburg zurückgekehrt und in ihre Schlösser und Gutshöfe gezogen, die ihnen nach Kriegsende genommen wurden. Da sich ab Donnerstag Europas Hochadel in Potsdam trifft, stellen wir Brandenburger Adlige vor.

Wolfshagen. Bernhard von Barsewisch steht vor der großen Zeichnung des Stammbaumes der Gans Edlen Herren zu Putlitz. Der beginnt schon im 12. Jahrhundert. Das ursprünglich aus einer Gänseburg in der Altmark stammende Adelsgeschlecht nahm nach dem Wendenkreuzzug 1147 die halbe Prignitz in Besitz. „Ganz unten tauche ich auf", sagt der 67-jährige Professor. „Meine Mutter Elisabeth Gans Edle Herrin zu Putlitz heiratete den Fliegergeneral Karl Henning von Barsewisch, so dass ich nicht auf Anhieb als Nachfahre des Putlitz-Geschlechts zu erkennen bin." Aber immerhin habe er 1993 sein Elternhaus in Groß Pankow, zwischen Pritzwalk und Perleberg gelegen, zurückgekauft. In diesem Gutshaus, das eher einem Schloss ähnelt, richtete der Augenarzt mit zwei Kollegen eine Tagesklinik ein. Mit 6000 Operationen pro Jahr gehört sie zu den größten Einrichtungen dieser Art in Nordwestmecklenburg. In einem Flügel des Hauses wohnt Bernhard von Barsewisch mit seiner Familie.

„Hier habe ich glückliche Kindheitstage verbracht, bis unsere Familie im Frühjahr Hals über Kopf vor der heranrückenden Roten Armee flüchten mussten", erinnert sich der Mann. Die Bodenreform besiegelte das vorläufige Ende der so genannten Junkerherrschaft in Ostdeutschland. Bei diesem Stichwort braust Bernhard von Barsewisch auf. „Ach, diese Bodenreform", stöhnt er. „Der Aufschwung Ost würde heute ganz anders aussehen, hätten die alten adligen Familien ihr Eigentum zurückerhalten." So aber seien Heimatliebe, Verantwortung für den Familiensitz und Erfahrung einfach abgeblockt worden. „Niemand wollte an das Land der Bauern heran. Aber die Flächen, die nach 1945 in Staatsbesitz gelangten, gehören den Alteigentümern." Schon zu DDR-Zeiten habe ihn der schlechte Zustand der Herrenhäuser in der Prignitz traurig gestimmt.

Seit der vergangenen Woche liegt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Safe des Professors. Er erhielt es vorrangig für sein Engagement im Schloss Wolfshagen, einige Kilometer von Groß Pankow entfernt. Mit einem örtlichen Förderverein sammelte er rund 2,5 Millionen Euro für die Restaurierung des einstigen Stammsitzes der Gans Edlen Herren zu Pulitz. Anfangs stieß der „Baron" auf erhebliche Vorbehalte im Gemeinderat. Doch inzwischen hat sich die Stimmung gedreht. Ohne von Barsewisch sei Wolfshagen heute ein „verlorenes Dorf", heißt es. Die vielen Ausflügler vor dem Schlossmuseum, das mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist, sprechen für sich. Bis zum 1. Dezember wird eine Ausstellung über Gustav von Putlitz gezeigt. Der „dichtende Krautjunker" war der Urgroßvater von Bernhard von Barsewisch. Claus-Dieter Steyer

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