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Brandenburg: Die unberechenbare Stadt

Das „rote Potsdam“ wählt einen neuen Oberbürgermeister

Wer wird Nachfolger von Matthias Platzeck im Potsdamer Rathaus? Um den Oberbürgermeister-Sessel, der durch die Wahl Platzecks zum Ministerpräsidenten frei geworden ist, bewerben sich sieben Kandidaten: Jann Jakobs, der bisherige Bürgermeister und Platzeck-Stellvertreter (SPD), Hans-Jürgen Scharfenberg (PDS) und Wieland Niekisch (CDU). Als Außenseiter gelten Peter Schüler (Bündnisgrüne), Falk Napoleon Richter (Fraktion Die Andere), der Rechtsanwalt Stefan Bauer (FDP) und der freie Journalist Jürgen Rohne.

Die größten Chancen werden Jakobs zugestanden, da die SPD in Potsdam stärkste Partei ist und er mit dem Amtsbonus ins Rennen geht. Außerdem hat Platzeck ihn massiv unterstützt. Die spannendste Frage ist, ob Jakobs es im ersten Wahlgang schafft. Sowohl Scharfenberg wie auch Niekisch wollen Jakobs in die Stichwahl zwingen. Jabobs hingegen will im ersten Anlauf gewinnen. Dafür müsste er über 50 Prozent der Stimmen erhalten. Dabei kann er sich nicht mal selbst unterstützen, denn er ist noch in Berlin gemeldet. Probleme bereitet dem Amtsinhaber das Stammwählerpotenzial der PDS, das auf 30 Prozent geschätzt wird. Und Scharfenberg, langjähriger PDS-Fraktionschef im Rathaus, will noch fünf Punkte mehr, also 35 Prozent, holen. Tatsächlich gilt Scharfenberg, zu DDR-Zeiten Dozent an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften, heute als einer der besten Rathauskenner.

Niekischs Wahlziel sind „mindestens 20 Prozent der Stimmen“. Er rechnet sich Chancen bei der Stichwahl aus. Zugute kommen dem langjährigen Potsdamer CDU-Chef und Landtagsabgeordneten zwar, dass die Union vom Zuzug vieler bürgerlicher Neu-Potsdamer profitiert. Auch hat sich in der Stadt inzwischen ein Mittelstand gebildet. Trotzdem glauben Beobachter nicht, dass Niekisch Scharfenberg in der „roten Hochburg“ Potsdam schlagen und in die Stichwahl kommen kann. 1998 war Niekisch bereits gegen den damaligen SPD-OB-Kandidaten Matthias Platzeck in den Ring gestiegen. Allerdings musste sich Niekisch, da Platzeck damals auf Anhieb 63 Prozent der Stimmen bekam, mit mageren zehn Prozent begnügen. Beobachter meinen, dass sich an den Ergebnissen der OB-Wahl ablesen lassen wird, wie weit sich das Machtgefüge in der brandenburgischen Hauptstadt nach der Wende verschoben hat. Thorsten Metzner

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