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Ein Fall für die Justiz: Staatsanwaltschaft ermittelt nach tödlichem Hundebiss

Husky-Mischling stieß Kinderwagen um und fiel über Säugling her Justiz prüft, ob Eltern ihre Aufsichtspflicht verletzt haben

Cottbus - Es muss ein entsetzlicher Anblick gewesen sein: Die Eltern wollten am Sonnabend nach einem Abend mit Freunden nur kurz Geschirr aus dem Garten in ihr Haus im Cottbuser Ortsteil Saspow bringen. In diesem Moment fiel der Hund der Familie über das acht Wochen alte Baby her. Erst riss das Tier auf der Terrasse den Kinderwagen um, dann biss es dem Mädchen in den Kopf – ein tödlicher Biss, wie die Obduktion jetzt ergab.

Der 38-jährige Vater und die 37 Jahre alte Mutter stehen unter Schock, sie werden ärztlich behandelt und waren am Montag nicht vernehmungsfähig. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt gegen beide wegen fahrlässiger Tötung. „Wir prüfen, ob die Eltern das Kind mit dem Hund allein lassen durften oder ob sie Vorkehrungen hätten treffen müssen und ihre Aufsichtspflicht verletzt haben“, sagte Oberstaatsanwalt Horst Nothbaum. Die Ermittler richten ihre Aufmerksamkeit auf den Hund, einen Mischling aus Husky und Schäferhund. Dabei ist die Frage maßgeblich, ob der Hund zuvor auffällig war. Bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung drohen den Eltern Haftstrafen bis zu fünf Jahren.

Zur Familie sollen weitere zwei Söhne und zwei Labradore gehören. Obwohl wegen Verletzung der Aufsichtspflicht ermittelt wird, hat sich das Jugendamt bislang nicht eingeschaltet, sagte ein Rathaus-Sprecher. Dazu liege bislang kein Auftrag der Staatsanwaltschaft vor. Ob der Hund eingeschläfert werden muss, hat das Ordnungsamt noch nicht entschieden. „Das Tier ist im Tierheim in Quarantäne“, sagte der Stadtsprecher. Erst nach Abschluss der Ermittlungen werde über das Schicksal des Tieres entschieden.

Hundeangriff eine Eifersuchtsreaktion?

Spekulationen, wonach der Hund das Baby aus einem Beschützerinstikt heraus „angriff“ und dabei „aus Versehen“ zu fest zubiss, hält die Berliner Tierpsychologin Gabriele Zuske für unwahrscheinlich: „Hunde wissen sehr genau, wie fest sie zubeißen können, ohne jemanden zu verletzen.“ Zuske vermutet, dass der Hundeangriff eine Eifersuchtsreaktion war. „Der Hund war nicht genug auf das Baby vorbereitet und fühlte sich ausgegrenzt.“ Hunde und Kinder sollten generell nie zusammen allein gelassen werden. Zudem müsse der Hund bereits während der Schwangerschaft vorbereitet werden, rät die Expertin: So soll das Tier vor der Geburt an den neuen Tagesablauf gewöhnt werden, etwa mit CDs mit Babygeräuschen. Husky-Züchter und Hundeschlitten-Weltmeister Dirk Grünberg aus Potsdam geht von einem „tragischen Ausnahmefall“ aus. Weder für Huskys noch für Schäferhunde sei das Verhalten typisch.

Landesweit nimmt die Zahl der Hundebisse stetig ab – obwohl die Brandenburger immer mehr Hunde halten. Wurden 2001 noch 1192 Beißvorfälle mit 751 verletzten Menschen bekannt, waren es laut Innenministerium 2009 nur noch 523 Fälle mit 279 verletzten Menschen. 2009 waren 120 000 Hunde gemeldet, 10 000 mehr als 2008. Am häufigsten kommt mit gut 26 000 Exemplaren der deutsche Schäferhund vor, die Zahl der Huskys belief sich 2009 auf 2390.

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