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Brandenburg: Ein Freizeitbad für Potsdam: Der Spaß hat Grenzen

Thorsten Metzner

Da hört der Spaß aber auf. Die Kosten für den gerade vorgestellten Entwurf Oscar Niemeyers für das neue Freizeitbad in Potsdam drohen zu explodieren, noch ehe der Bau überhaupt begonnen hat. Fast 50 Millionen Euro würde es kosten, die Planung des brasilianischen StarArchitekten zu realisieren, ein Drittel mehr als geplant. Muss die Stadt da nicht sofort auf die Bremse treten? Zunächst: Ein Niemeyer hat seinen Preis. Und seine mit leichter Hand auf den Brauhausberg geworfenen Glaskuppeln lassen sich eben nicht so einfach mit den Ecken und Kanten der deutschen Bauordnung in Einklang bringen. Niemand bestreitet: Der Entwurf ist spektakulär, er würde exzellent in das Weltkulturerbe passen, sich wohltuend von Provinzialität, Mittelmaß und Baumassen-Wahn zeitgenössischer Bauten wie dem Potsdam-Center abheben. Es wäre ein Glück, wenn in der Schlösserstadt Potsdam endlich einmal auch zeitgenössische Top-Architektur entstünde – und das auch noch vis à vis der rekonstruierten Altstadt der Preußenresidenz.

Aber das Spaßbad ist kein privat oder städtisch finanziertes Projekt, sondern es soll zu 80 Prozent vom Land gefördert werden, aus Geldern des Bundes und der EU für den Aufbau-Ost. Es ist somit kein Potsdamer, sondern auch ein Brandenburger Vorhaben, das die Prignitzer, Lausitzer und Uckermärker mitbezahlen sollen. Darf man in diesen Zeiten so großzügig mit dem knappen Geld umgehen? Potsdam muss aufpassen, nicht die Bodenhaftung zu verlieren: Im Vergleich zum Land ringsum, das immer größere Probleme zu lösen hat, wo die Randregionen verarmen und entvölkern, schwelgt die Hauptstadt im Luxus: Da baut man ein neues Theater, während anderswo Theater geschlossen werden. Potsdam bekommt sein einst abgerissenes Stadtschloss als neuen Sitz des Landtages auf dem Alten Markt zurück. Und nebenbei wird für rund 30 Millionen Euro auch noch die dafür nötige neue Straßenführung spendiert – fast alles aus der Landeskasse. Und jetzt das Bad. In Potsdam scheint sich inzwischen eine Anspruchshaltung herausgebildet zu haben, die all das für selbstverständlich nimmt – was es nicht ist.

Und trotzdem gibt es ein Argument, das Niemeyer-Bad zu bauen: Es wird sicher keine Pleite wie Cargolifter oder Chipfabrik. Anders als andere Spaßbäder im Land wird es im boomenden Potsdam gut ausgelastet sein, sicher auch Touristen locken. Insofern wäre das Geld sinnvoll angelegt, ganz im Sinne der neuen Förderstrategie der Landesregierung, „die Stärken zu stärken“.

Die Kosten aber müssen erträglich bleiben. Das kann nur heißen: Entweder es gelingt Potsdam, das Projekt klug zu modifizieren und billiger zu machen. Oder, wenn es nicht möglich sein sollte, ein Niemeyer-Bad für unter 40 Millionen Euro zu bauen – dann sollte man es lassen. Potsdam ist, selbst wenn dieser Traum platzte, reich an Attraktionen. Vom Spaßbad hängt sein Glück nicht ab.

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