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Brandenburg: Ein Wachstum wie nie seit der Wende

Gute Stimmung in Brandenburgs Ökonomie

Potsdam - So viel Optimismus war nie seit der Wende: Voller Erwartungen blickt die Brandenburger Wirtschaft in die nächsten Jahre. Vorbei die Zeit, als gescheiterte Großprojekte wie der Cargolifter, der Lausitzring oder die Chipfabrik bei Frankfurt (Oder) das Bild des Landes prägten. Denn Brandenburgs Wirtschaft wächst zurzeit so dynamisch wie noch nie seit der Wende, zuletzt um 1,9 Prozent. In der Folge ist auch die Zahl der Arbeitslosen gesunken, in den vergangenen zwölf Monaten um fast 30 000 auf nunmehr 210 000. Das sind zwar immer noch fast 16 Prozent, doch es ist der niedrigste Aprilwert seit elf Jahren. Und im Zukunftsatlas der Beratungsgesellschaft Prognos hat sich Brandenburg nach Sachsen auf den zweiten Rang unter den neuen Bundesländern vorgearbeitet.

Entscheidend für die gute Stimmung dürfte nicht nur der gesamtdeutsche Konjunkturaufschwung sein, sondern auch, dass Brandenburg gegenwärtig einen Imagewandel hin zu einem modernen Wirtschaftsstandort vollzieht. Dabei ist es vor allem die Industrie, die Akzente setzt, sei es die Luft- und Raumfahrtbranche im Berliner Umland, die Chemieindustrie in Schwedt oder die Solarbranche in Frankfurt (Oder). Das verarbeitende Gewerbe legte 2006 um acht Prozent zu und schuf 3500 neue Arbeitsplätze. Eine zunehmende Rolle für die insgesamt 100 000 Brandenburger Unternehmen spielen dabei auch die Exporte. Deren Anteil stieg zwischen 2003 und 2006 von 20 auf 24 Prozent. Vom Volumen her den größten Exportanteil hat mittlerweile das Nachbarland Polen, gefolgt von Großbritannien. Christian Amsinck, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg, sieht hier Raum für weiteres Wachstum. „Beim Export kann Brandenburg noch kräftig zulegen“, glaubt er.

Als wichtigste Ursache für den positiven Wandel hat man im Brandenburger Wirtschaftsministerium die neue Förderpolitik ausgemacht. Sprecher Steffen Kammradt weist auf das „Ende des Gießkannenprinzips“ hin, also die gleichmäßige Verteilung von Geldern über das Land: „Seit 2005 stecken wir gezielt Mittel in die 16 Branchen im Land, die dynamisch wachsen. Und davon profitieren nicht nur die Unternehmen rund um Berlin.“ Tatsächlich gehören zu den geförderten Branchen so unterschiedliche Bereiche wie die Medienbranche in Babelsberg, die Holzindustrie in der Prignitz oder die Solarbranche in Frankfurt (Oder).

Letztere ist für Detlef Stronk, Chef der Zukunftsagentur Brandenburg, sogar ein „Alleinstellungsmerkmal“ des Landes. Während sich Sachsen zu „Silicon Saxony“, also Silizium-Sachsen, gewandelt habe, werde Brandenburg zum „Solarland“. „In Europa hat Brandenburg auf diesem Feld die Nase vorn“, sagt Stronk. „Und die Entwicklung kann nicht ins Stocken geraten, weil dieser Markt sich mit einem Wahnsinnstempo entwickelt.“

Allerdings gibt Detlef Stronk auch zu bedenken, dass es Regionen in Brandenburg gibt, in denen sich industriell nichts mehr entwickeln werde. Dazu zählt er beispielsweise die Uckermark oder den Spreewald. „Außer schöner Landschaft gibt es dort nichts. Aber das ist ja auch was.“

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