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Brandenburg: Eine Autostadt am Berliner Ring

Daimler-Chrysler produziert in Ludwigsfelde, bald kommt vielleicht VW – was zieht sie dorthin?

Ludwigsfelde. Die Steuereinnahmen der Kommunen sinken, der Konkurrenzkampf um Unternehmensansiedlungen ist härter geworden. Jetzt sieht es so aus, als könne sich das kleine Ludwigsfelde im Landkreis Teltow-Fläming erneut behaupten und zum bedeutenden Autostandort aufsteigen: Bereits 1991 kam Daimler-Chrysler, nun hofft die Gemeinde auf eine Zusage von Volkswagen, das einen Standort für ein neues Vertriebszentrum sucht.

Das Wolfsburger Unternehmen hat Dutzende Standorte testen lassen, fünf sind noch in der engeren Auswahl, zwei davon in Ludwigsfelde. Das Vertriebszentrum soll das zentrale Ersatzteillager werden, das die Werkstätten im gesamten Osten Deutschlands mit VW-Teilen versorgt. Rund 250 Arbeitsplätze würden entstehen.

Dabei hatte es nach der Wende schon einmal so ausgesehen, als sei der traditionsreiche Automobilstandort Ludwigsfelde am Ende. Seit 1965 waren im IFA-Werk unter anderem die Lkw vom Typ „W 50“ hergestellt worden. Zu DDR-Zeiten ein Exportschlager, ging die Nachfrage nach dem Fall der Mauer drastisch zurück. Doch dann trat Daimler-Chrysler auf den Plan, kaufte das Werk und ließ hier den Transporter „Vario“ produzieren, später dann den „Vaneo“.

So ist Ludwigsfelde der Ruf als Autostandort erhalten geblieben. Davon profitiert die kleine Stadt jetzt möglicherweise aufs Neue. Torsten Bork, Vize-Präsident des Unternehmerverbandes Brandenburg: „Die haben dort immer noch ein hohes Potenzial an gut ausgebildeten Facharbeitern.“ Zudem sei die Bindung der Menschen an die Branche sehr hoch, oft hätten ganze Familien in der Autofertigung gearbeitet. Zu der Chance, hier aus der Tradition schöpfen zu können, komme noch hinzu, dass die Verantwortlichen in der Verwaltung sich in den vergangenen Jahren sehr um Ansiedlungen gekümmert haben.

Das sieht auch Wilfried Thielicke so, Leiter der Ludwigsfelder Wirtschaftsförderung. Dass seine Gemeinde beim Gewerbesteuerhebesatz mit 200 Prozent deutlich unter den meisten deutschen Kommunen liegt, hält er dabei noch für weniger wichtig. Thielicke weiß, dass sich Unternehmen gern dort niederlassen, wo schon andere sind. Und Ludwigsfelde hat neben Daimler eben auch auch den Triebwerkehersteller MTU zu bieten, die beide wiederum zahlreiche Zulieferer nach sich gezogen haben. Über 600 Unternehmen gibt es in Ludwigsfelde. Wenn Daimler 2005 auf die Produktion des neuen „Sprinter“ umstellt, hofft Thielicke auf neue Autoteilehersteller.

Drei Gewerbeparks hat die 24 000-Einwohner-Stadt bereits, zwei davon sind in den vergangenen zehn Jahren entstanden. Breite, gut ausgebaute Straßen führen direkt auf den südlichen Berliner Ring, der direkt an der Stadt vorbeiführt. In einer Viertelstunde ist man von hier am Flughafen Schönefeld. Auch die neu ausgebaute B 101 nach Berlin liegt vor der Haustür.

Nicht zuletzt dank Ludwigsfelde konnte sich Teltow-Fläming in den vergangenen beiden Jahren als erfolgreichster Kreis in Ostdeutschland küren lassen. Damit das so bleibt, arbeiten Kreis und Gemeinde bei Neuansiedlungen eng zusammen. Das Ergebnis beschreibt Torsten Bork vom Unternehmerverband so: „Auf Baugenehmigungen müssen Investoren in Ludwigsfelde nicht lange warten.“

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