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Süße Predatoren: Ein Waschbär im Eberswalder Zoo. In freier Wildbahn verbreiten sich die Räuber rasant.

© dpa

Einheimische Arten in Gefahr: Waschbären verbreiten sich rasant in Brandenburg

Die Waschbären in Brandenburg werden immer mehr. Weil die eigentlich nordamerikanischen Räuber einheimische Tiere gefährden, fordert der Jagdverband eine Jagdprämie.

Die rasch ansteigende Waschbär-Population in Brandenburg gefährdet viele einheimische Arten. "Das sind Allesfresser und noch dazu sehr geschickt", sagte Georg Baumann, der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Brandenburg (LJV). Die Strecke, in der alle getöteten Tiere erfasst werden - ob durch Jäger oder beispielsweise im Straßenverkehr - ist in der Saison 2012/2013 auf 20300 gestiegen, das ist eine Steigerung von mehr als 40 Prozent.

Trotz der deutlich höheren Todeszahlen breitet sich der Waschbär nach Ansicht des Brandenburger Agrarminsteriums immer weiter aus. "Die Jäger stellen nach, aber es werden nicht weniger, sondern immer mehr", konstatierte ein Sprecher. "Das Grundproblem ist, dass die Waschbären als Neozoen keinen natürlichen Feind haben. Wölfe klettern nun mal nicht in Baumkronen, aber genau da halten sich Waschbären auf." Die Tiere kommen eigentlich aus Nordamerika, wurde aber in den 50er Jahren von einer Farm in Brandenburg freigelassenen und verbreiteten sich.

Auch wenn die Waschbären nach Ansicht des Sprechers "süß" aussähen, dezimierten sie zahlreiche Kleintierbestände. Vor allem Sumpfschildkröten sind durch die Räuber bedroht. "Wenn es um die Zukunft der ohnehin stark gefährdeten Sumpfschildkröten geht, könnten die Waschbären als verhältnismäßig junge Predatoren das Zünglein an der Waage sein", warnte Baumann vom LJV. Aber auch viele am Boden brütenden Vogel seien bedroht.

"Ehrenamtliche Jäger brauchen Unterstützung"

"Mit massivem Einsatz von Fallen könnten wir den Druck auf die Waschbären erhöhen, damit die bedrohten Arten Nachwuchs hochbringen können", schlägt der LJV-Vorsitzende vor. Fangjagd sei allerdings sehr zeitintensiv, weil man zweimal am Tag kontrollieren müsse.

Deshalb forderte Baumann: "Die Jäger sind ja meist ehrenamtlich unterwegs, die Politik sollte sie besser unterstützen. Man könnte auch Jagdprämien aussetzen." Diesen Schritt lehnt das Agrarministerium in Potsdam jedoch entschieden ab: "Das gibt es bei uns bei keiner Tierart, damit werden wir jetzt nicht anfangen."

Mit oder ohne Prämie ist Baumann skeptisch, was eine Regulation der Waschbär-Bestände angeht: "Ich sehe derzeit nicht, dass wir die Population schnell in den Griff bekommen."

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