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© p-a/dpa

Energie: 20.000 Fußballfelder voller Solarzellen in Brandenburg geplant

Die Brandenburger Landesregierung will Sonnenenergie künftig auf 11.000 Hektar nutzen - und erwartet Widerstand. Gegen den Braunkohletagebau in der Lausitz läuft bereits ein Volksbegehren und auch gegen geplante Windräder macht sich eine Initiative stark.

Potsdam - Nach landesweiten Protesten gegen Braunkohletagebaue und neue Windparks stellt sich Brandenburgs Landesregierung jetzt auch auf Konflikte wegen geplanter großflächiger Solarparks ein. Das geht aus einem „Zwischenbericht“ zur „Solarflächenanalyse“ hervor, den Infrastrukturminister Reinold Dellmann (SPD) am Dienstag dem Kabinett vorstellte. Danach werden für neue Solarparks bis 2015 rund 11 000 Hektar benötigt. Das entspricht, zum Vergleich, 20 000 Fußballfeldern. „Flächennutzung ist grundsätzlich mit Interessenkollisionen verbunden“, heißt es dazu in dem Papier. Zurzeit läuft in Brandenburg bereits ein Volksbegehren gegen Braunkohletagebaue in der Lausitz, und eine Volksinitiative sammelt Unterschriften gegen Windräder. Ausgangspunkt ist die im Frühsommer von der SPD/CDU-Regierung beschlossene „Energiestrategie 2020“.

Die Energiestrategie setzt einerseits auch langfristig auf Stromerzeugung aus Braunkohle – allerdings mit der noch zu entwickelnden Technologie zur Abscheidung von Kohlendioxid –, andererseits auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Deren Anteil an der Energieerzeugung soll bis 2020 auf 20 Prozent steigen – drei Mal so viel wie heute. Laut Bericht werden bei keiner anderen erneuerbaren Energie „so hohe Steigerungsraten erwartet wie im Bereich der solaren Stromerzeugung“. Der Grund: Das Land steht bei Sonnenenergie noch am Anfang, was nicht nur am trüben Wetter liegt. Wurde hier 2004 erst eine Energiemenge von lediglich 0,06 Petajoule (60 Billionen Joule) aus Sonnenlicht gewonnen, sollen es 2020 ganze 11 Petajoule (11 Billiarden Joule) sein.

Daher setzt die Energiestrategie auf eine massive Ausweitung von „Freiflächenanlagen“. Nötig seien dafür 11 000 Hektar mit einer Leistung von insgesamt 2750 Megawatt. So würde pro Jahr eine Energie von rund neun Petajoule erzeugt werden. Der Rest könnte in Dachanlagen entstehen. Die Solarkraftwerke müssten, so der Bericht, zudem wegen der Förderbedingungen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz schon bis 2015 installiert sein. Als Flächen sollen vor allem frühere russische Militärliegenschaften genutzt werden.

Streit ist dennoch programmiert. Als „Konfliktfelder“ nennt der Bericht „Landschaftsbild, Flächenverbrauch, Landschaftszerschneidung, Naturschutz und biologische Vielfalt“, die durch die Sonnenparks beeinträchtigt werden können. Andererseits gebe es aber auch Umweltentlastungen. Ein Beispiel dafür sei der künftige Solarpark in der Lausitz. Er soll in der Endstufe eine Leistung von 50 Megawatt auf 150 Hektar erbringen und ist eines der größten derartige Projekt in Europa. Zugleich sollen mit den Einnahmen aber auch 400 Hektar von Munition und chemischen Altlasten befreit werden.

Die Angaben in der Kabinettsunterlage sind gleichwohl allgemein gehalten. Zwar hatte der Landtag im Sommer die Regierung aufgefordert, noch 2008 einen Bericht über „Potenziale der Solarflächen in Brandenburg“ vorzulegen. Doch derzeit, so bittet das Infrastrukturministerium das Parlament um Nachsicht, könne man „nur erste Hinweise und Einschätzungen“ geben. Es sei ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, das im ersten Quartal 2009 vorliegen werde. Darin sollen nicht nur Umweltkonflikte um Solarparks thematisiert werden, sondern „auch Fragen der sozialen Akzeptanz“ und „Konflikte mit anderen Flächennutzungen“. Diese dürften im Vergleich zur Windenergie noch überschaubar sein, die der wichtigste alternative Energieträger Brandenburgs werden soll. 2020 sollen aus Windrädern 54 Petajoule gewonnen werden. Zum Vergleich: 2004 waren es bei 2500 Windrädern im Land, die wegen der „Verspargelung“ der Landschaft umstritten sind, rund 11 Petajoule. Das ist genau so viel, wie die neuen Solarparks auf 11 000 Hektar in Brandenburg 2020 einmal schaffen sollen.

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