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Finanzkrise: Stahlwerker auf Kurzarbeit

Auch in Brandenburg schlägt die Krise zu. Bei den Hennigsdorfer Elektrostahlwerken (H.E.S.) wurde die Frühschicht gestrichen. Entlassungen sollen jedoch vermieden werden. Auch in Eisenhüttenstadt sorgt sich die Belegschaft.

Die Brandenburger Stahlindustrie gerät durch die weltweite Konjunkturflaute unter Druck. In den Hennigsdorfer Elektrostahlwerken (H. E. S.) der italienischen Riva-Gruppe sind die 730 Mitarbeiter bereits auf Kurzarbeit gesetzt. "Die Lager sind voll, es wird nichts verkauft, die Nachfrage weltweit ist gesunken", erklärt der Betriebsratsvorsitzende Hans-Jürgen Spitzer. Der Standort bekomme als Produzent von Betonstahl für die Bauindustrie die Konjunkturschwankungen auf dem Weltmarkt besonders früh zu spüren. Zudem werde am seit 1917 bestehenden Standort in Hennigsdorf Rundstahl für die Weiterverarbeitung in der durch Absatzeinbrüche gebeutelten Autoindustrie hergestellt.

In den vergangenen Jahren waren die Stahlpreise wegen der hohen Nachfrage etwa aus Fernost enorm gestiegen, im Oktober kam es dann im Zuge der weltweiten Finanz- und Konjunkturkrise zu einem Einbruch. "Die Preise sind im Keller", sagte Spitzer. Bei Schrott seien die Kosten von 400 Euro pro Tonne im Sommer auf 150 Euro gefallen. Zahlen zu den Hennigsdorfer Stahlangeboten wollte er nicht nennen. Zugleich seien die Produktionskosten etwa bei Strom weiterhin hoch.

Durch die aufgrund der schlechten Absatzlage zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat vereinbarte Kurzarbeit wollten beide Seiten betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. "Das ist ein solidarischer Akt", sagt Spitzer. Im Stahlbereich seien die Schichten bereits vor gut zwei Wochen von 20 auf zehn pro Woche heruntergefahren worden, im Bereich Walzwerk auf 15. Nach Angaben des Betriebsratschefs sei die Frühschicht gänzlich gestrichen worden. Derzeit werde wegen dann geringerer Energiekosten nur noch werktags von 16 bis 8 Uhr morgens gearbeitet.

Vorerst ist die Kurzarbeit bis Anfang Dezember befristet, dann sollen die Hennigsdorfer Stahlwerke wieder im Vollbetrieb laufen. Jedenfalls hat es die Riva- Gruppe so geplant. Das weitere Vorgehen werde von der Lage am Markt abhängig gemacht, hieß es. Vorsorglich war die Kurzarbeit für den Zeitraum bis Ende März 2009 bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt und von dieser genehmigt worden. Über die Gefahr von Entlassungen wollten Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall vorerst nicht reden. "Wir hoffen, dass die Konjunktur wieder anzieht", erklärte ein Gewerkschaftsvertreter. Die Unternehmensspitze lehnte einen Kommentar ab. Der Vorsitzende der Riva-Geschäftsführung, Alain Creteur, war in der vergangenen Woche mit den Worten zitiert worden: "Wir sind sehr besorgt." Einen derartigen Einbruch auf den Märkten habe man seit 20 Jahren nicht erlebt.

Auch in den Elektrostahlwerken in Brandenburg (Havel) (B. E. S.), die ebenfalls zur Riva-Gruppe gehören, stehen die Bänder still. Dort wird allerdings ein Brand in der Elektroschaltzentrale vom 22. August als Grund angeführt. Dazu, ob der Standort mit seinen 780 Mitarbeitern auch ohne Brand wegen der Konjunkturlage von Kurzarbeit betroffen wäre, hielt sich der Betriebsrat bedeckt.

Jüngst hatte auch der Stahlkonzern Arcelor-Mittal angekündigt, die Produktion wegen sinkender Nachfrage um 15 Prozent herunterzufahren. Die 2700 Beschäftigten in Eisenhüttenstadt sind davon laut offiziellen Angaben aber nicht betroffen. Ein Firmensprecher verwies auf eine Bilanzpressekonferenz des Konzerns in der nächsten Woche. In der Belegschaft kursieren dennoch bereits Gerüchte über mögliche Kürzungen und Stellenabbau.

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