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Brandenburg: Gefängniswärter als Drogenkuriere

Ein 30-jähriger Häftling betrieb in der Cottbuser JVA einen schwunghaften Handel mit Rauschgiften. Jetzt flogen er und seine Helfer auf

Von Sandra Dassler

Cottbus/ Potsdam. Sie ertappten den Drogenkurier auf frischer Tat. Die im Auftrag von Staatsanwaltschaft und Justizministerium agierenden Beamten hatten zuvor wochenlang verdeckt gegen ihn ermittelt. An sich nichts Ungewöhnliches, nur in diesem Fall handelte es sich bei dem Festgenommenen sozusagen um einen Kollegen. Denn der 27-Jährige, der 125 Gramm Haschisch ins Cottbuser Gefängnis schmuggeln wollte, arbeitete dort als Bediensteter. Die Drogen waren für einen 30-jährigen Strafgefangenen bestimmt, der in der Justizvollzugsanstalt (JVA) offenbar seit Monaten einen schwunghaften Handel mit Haschisch, Marihuana, Kokain und Anabolika betrieb. Das soll ihm neben dem 27-Jährigen noch eine weitere JVA-Bedienstete beschafft haben. Die 34-Jährige wurde ebenso festgenommen wie drei weitere Männer, die den Gefängnisangestellten angeblich die Drogen verkauften.

Die Staatsanwaltschaft hat gestern gegen die beiden Bediensteten sowie gegen den 30-jährigen mutmaßlichen Hauptlieferanten, der aus der Nähe von Senftenberg stammt, Haftbefehle beantragt. Ihnen wird gewerbsmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln vorgeworfen. Ermittlungsverfahren laufen außerdem gegen acht weitere Personen.

Der Cottbuser Oberstaatsanwalt Hans-Josef Pfingsten sagte dem Tagesspiegel auf Anfrage, die beiden Gefängnisbediensteten hätten sich bei den Vernehmungen im großen und ganzen geständig gezeigt. Der 27-Jährige soll mindestens dreizehn Mal Drogen ins Gefängnis geschmuggelt haben, seiner 34-jährigen Kollegin werden bisher elf Fälle zur Last gelegt.

Der Gefangene, für den die Betäubungsmittel bestimmt waren, ist nach Erkenntnissen des Tagesspiegels ein mehrfach vorbestrafter Deutscher, der unter anderem wegen verschiedener Raubdelikte eine insgesamt 13-jährige Haftstrafe verbüßen muss. Die Ermittler gehen davon aus, dass er den Drogenhandel mindestens seit Ende des vergangenen Jahres betrieb, indem er den Stoff an andere Gefangene verkaufte und auch selbst Rauschgift konsumierte.

Darüber, wie man ihm und seinen Helfern auf die Schliche kam, wollten die Behörden gestern keine Auskunft geben. Ein Sprecher sagte lediglich, man habe – nach einem entsprechenden richterlichen Beschluss – auch Telefone abgehört.

Das Cottbuser Gefängnis war erst im vergangenen Jahr eingeweiht worden. Etwa 600 Straf- und Untersuchungsgefangene sind dort untergebracht. Justizministerin Barbara Richstein (CDU) lobte gestern die hervorragende Arbeit von Polizei, Staatsanwaltschaft und Anstaltsleitung. Die beiden verdächtigen Gefängnisangestellten wurden mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.

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