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Panorama: Rein ins Vergnügen

Die „Queen Mary 2“, das größte Passagierschiff der Welt, geht auf Jungfernfahrt – kein Sturm soll ihr etwas anhaben können

Von Hendrik Bebber, London

Selbst der stärkste Sturm haut eine Königin nicht um. Ungerührt von dem Orkan, der sich an der englischen Südküste aufbaute, war die „Queen Mary 2" in majestätischer Ruhe bereit, von ihrem Heimathafen Southampton zur Jungfernfahrt nach Florida auszulaufen. Am Montagabend gegen 19 Uhr 30 MEZ startete das neue Flaggschiff der britischen Cunard-Reederei in Richtung Fort Lauterdale. Und die Abfahrt verzögerte sich nur deshalb um eine Stunde, weil, wie eine Cunard-Sprecherin sagte, „eine ungewöhnliche Menge an Gepäck“ verladen werden musste.

Zwar wurde das auch von der „Titanic" behauptet, aber der „QM2" kann keine Naturgewalt etwas anhaben. Der größte „Ocean Liner" aller Zeiten ist 23 Stockwerke hoch und so lang wie vier Fußballplätze. So erreichen selbst Sturmwellen nicht das unterste der vier Promenadendecks.

Ebenso imponierend ist die verschwenderische Ausstattung und der Luxus, die die neue Königin der Meere auszeichnen. Das Hauptrestaurant „Britannia" glänzt mit fünf Sternen und dem französischen Meisterkoch Daniel Boulud. Zu den 1200 Besatzungsmitgliedern, welche die 2600 Passagiere verwöhnen, gehört auch eine Kissen-Concierge. Sie bietet gleich neun verschiedene Kissen an, damit jedes Haupt komfortabel gebettet ist.

Bei den neun Bars und Bistros, dem schwelgerischen Ballsaal, der Disko, dem Kino und Kasino und dem Theater mit 2000 Plätzen ist an Schlaf kaum zu denken. Und den Sternhimmel über dem Atlantik kann man auch tagsüber im ersten schwimmenden Planetarium der Welt bewundern, wenn man es nicht vorzieht, sich in den Sporthallen und dem Wellness-Zentrum mit eigenen Wasserfällen wieder fit zu machen. Die „QM2" ist nicht nur ein „Vergnügungsdampfer", sondern bietet auch ein erlesenes Kulturprogramm. Die „Königliche Akademie für Drama" gastiert im Theater und die Uni Oxford gestaltet Bildungsprogramme. Im Wintergarten spielen Kammerorchester und Solisten, Jazzfreunde erleben Live-Konzerte in den Bars und Clubs. Das schiffseigene Museum zeigt die stolze und dramatische Geschichte der Ozeanriesen, die seit 150 Jahren von der „Cunard Line" in alle Weltmeere geschickt werden.

Das schwimmende Paradies hat seinen Preis: rund 25000 Euro in den riesigen Suiten mit eigenem Esszimmer und Bad mit Blick auf den Ozean kostet die zweiwöchige Reise nach Florida einschließlich Rückflug. Mit 1500 Euro pro Person in einer inneren Zweibettkabine ist der Traum auch für Normalverdiener erschwinglich. „Cunard" verneint zwar, dass Anschlagsdrohungen gegen das Schiff vorliegen, doch die Passagierliste und das Gepäck wurden gründlich geprüft. Der Schiffszahlmeister indes macht sich Sorgen, wie viel von dem kostbaren Tafelsilber und Geschirr als „Souvenir" missbraucht wird. Schließlich war Queen Mary, die Großmutter der heutigen Queen Elizabeth II., auf deren Namen das Schiff getauft wurde, recht diebisch veranlagt.

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