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Ein Maisfeld im Landkreis Peine in Niedersachsen wird bewässert.

© dpa/Julian Stratenschulte

Steigende Zahl von Dürren: Deutsche Landwirte sollen mehr für Wasser zahlen

Im Süden Frankreichs haben Regionen wegen Dürre und eines niedrigen Grundwasserspiegels den Krisenzustand ausgerufen. Wie gehen die Bundesländer vor?

Angesichts häufigerer Dürren wollen immer mehr Bundesländer Landwirte für ihren Wasserverbrauch zur Kasse bitten. So sollen die Bauern in Zeiten des Klimawandels zu einem sparsameren Wasserverbrauch bewegt werden. Zuletzt hatte etwa die Ampel-Regierung in Rheinland-Pfalz angekündigt, künftig Geld für die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser in der Land- und Forstwirtschaft zu kassieren.

In anderen Bundesländern gibt es teils bereits entsprechende Regelungen oder sie werden diskutiert, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat. Bisher waren Landwirte meist von den Entgelten für die Wasserentnahme ausgenommen oder erhielten sogar Teile des Geldes als Ausgleich für einen geringen Einsatz von Düngemitteln.

„Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden“, sagte Klimaforscher Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. Es sei schlicht wärmer geworden – in Deutschland im Durchschnitt um zwei Grad – und dadurch die Winter kürzer, in denen sich Grundwasser, Seen und Böden wieder auffüllten. Außerdem gebe es zunehmend langanhaltende Wetterlagen – etwa Hochdruckgebiete ohne Regenfälle.

Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden.

 Fred Hattermann, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Laut dem Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung herrschte zum Wochenende in mehreren Bundesländern in tieferen Bodenschichten außergewöhnliche Dürre. Das entspricht der fünften von fünf Stufen auf dem Dürre-Monitor. Betroffen waren vor allem Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg und Berlin. Viele Pflanzen beziehen ihr Wasser aus den tieferen Bodenschichten bis 1,8 Meter Tiefe.

In mehreren dieser Länder – nämlich dem Saarland, Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen – ist die Wasserentnahme für die Landwirtschaft bereits kostenpflichtig, teilweise seit Jahrzehnten. Unterschiede gibt es bei den Preisen, die etwa im Saarland teilweise bei 0,7 Cent und in Sachsen-Anhalt bei zwei Cent pro Kubikmeter liegen. Den Angaben nach wird nicht für alle Wasservorkommen der gleiche Betrag erhoben.

In Sachsen-Anhalt wird zudem über eine Erhöhung des Preises diskutiert, während in Bayern nach der Wahl im kommenden Jahr eine Abgabe eingeführt werden soll. Angekündigt ist die Einführung in dem Freistaat bereits seit 2018. Auch in weiteren Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Hessen wird über Wasserentnahmeentgelte für die Landwirtschaft nachgedacht.

In Rheinland-Pfalz soll das geplante Gesetz Anfang 2024 in Kraft treten. Für einen Kubikmeter Grundwasser sollen sechs Cent, für einen Kubikmeter Oberflächenwasser 2,4 Cent fällig werden.

In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gibt es für Bauern bisher Ausnahmen von solchen Gebühren, die erstmal bestehen bleiben sollen.

80
Prozent des Fichtenwaldes im Harz wurden in den vergangenen Jahren bereits zerstört.

Die Folgen der vielen Trockenheit in Deutschland sieht man beispielsweise im Harz. Dort wurden über 80 Prozent des Fichtenwaldes in den vergangenen Jahren zerstört – vor allem, weil die Bäume wegen Wassermangels anfällig für den Schädlingskäfer sind.

In Frankreich riefen zuletzt Regionen im Süden des Landes an der Grenze zu Spanien wegen anhaltender Dürre den Krisenzustand aus. Demnach dürfen Landwirte und Landwirtinnen dort nur noch selten ihre Pflanzen bewässern.

Auch Privatleute müssen sich einschränken und es kommt zu Ausfällen in der Wasserversorgung. In NRW gab es ebenfalls in der Vergangenheit bereits lokale Verbote für die Wassernutzung in bestimmten Bereichen, wie der Gartenbewässerung.

Portugal will wegen Dürre an Algarve Wasserverbrauch einschränken

Die portugiesische Regierung will angesichts der schweren Dürre an der Algarve den Wasserverbrauch im Osten der beliebten Urlauberregion einschränken. Ziel sei es, die Nutzung des Grundwassers langfristig um 15 Prozent zu reduzieren, teilte Umweltminister Duarte Cordeiro am Donnerstagabend mit.

Künftig soll demnach die Wasserentnahme aus den Stauseen Odeleite und Beliche für die Landwirtschaft und Golfplätze um 20 Prozent reduziert werden. Eine neue „Taskforce“ aus Vertretern der Umweltbehörde und der Generaldirektion für Landwirtschaft soll zudem alle vorhandenen Genehmigungen für die Grundwasserentnahme auf ihre Notwendigkeit überprüfen.

Der Regierung zufolge leidet Portugal zu über einem Drittel unter schwerer bis extremer Trockenheit. Besonders betroffen ist demnach außer der Algarve auch die benachbarte Region Alentejo.

Die deutschen Bundesländer versuchen neben Wasserentnahmegebühren auch auf anderen Wegen, ihre zukünftige Wasserversorgung zu sichern. Mecklenburg-Vorpommern möchte unter anderem mit der Restaurierung von Mooren oder breiteren Randstreifen an Äckern mehr Wasser in der Fläche behalten.

Das niedersächsische Umweltministerium unterstützte zuletzt Vorhaben, die die Wasserwirtschaft an den Klimawandel anpassen wollen, mit 8,2 Millionen Euro. (dpa, AFP)

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