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Schüler*innen bei Hausarbeiten.

© imago images/Shotshop

Neue Studie veröffentlicht: US-amerikanische Schulbücher verstärken Geschlechterstereotype

Populäre Biologie-Bücher in den USA widersprechen beim Thema Gender wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das könnte Einfluss auf die Denkweise von Jugendlichen haben.

In den USA vermitteln Schulbücher Vorstellungen von Geschlecht, die von wissenschaftlichen Erkenntnissen abweichen. Das könnte Vorurteile bei Jugendlichen verstärken, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie im Fachmagazin „Science“ hervorgeht. Darin wurden sechs Lehrbücher analysiert, die in 66 Prozent der Biologie-Kurse an US-amerikanischen Highschools eingesetzt werden.

Die Forscher*innen kommen zu dem Schluss, dass die Bücher von etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen über „Sex“ und „Gender“ abweichen und die Themen stattdessen in einer Weise darstellen würden, die dem Essentialismus entspräche.

Beim essentialistischen Ansatz werden Männer und Frauen als homogene Gruppen betrachtet, es gibt kaum Überschneidungen zwischen ihnen und als Erklärung werden vor allem genetische Faktoren herangezogen. Die Autor*innen betonen, dass diese Annahmen zwar im Widerspruch zur wissenschaftlichen Forschung stünden, aber dennoch von der Mehrheit der Bevölkerung vertreten würden. So führen 70 Prozent der Erwachsenen in den USA geschlechtsspezifische Unterschiede auf genetische Ursachen zurück. Umso wichtiger sei es, Kinder und Jugendliche mithilfe von Lehrbüchern aufzuklären, heißt es in dem Paper.

Die Wissenschaft hat die eigentliche Komplexität von Geschlecht nämlich längst erkannt. Das verdeutlichen Beispiele, die die Autor*innen der Studie heranziehen: Bei Buntbarschen etwa hat die Temperatur der Umgebung Einfluss auf das Geschlecht. Es gibt Pilzarten, die tausende Geschlechtervariationen aufweisen und Lebewesen wie das Schnabeltier haben mehr als zwei Geschlechterchromosomen.

Geschlecht sollte nicht als dichotom gesehen werden

Auch beim Menschen sei die Komplexität von Geschlecht erheblich, schreiben die Autor*innen. Geschlecht dürfe daher auf biologischer Ebene nicht als dichotom betrachtet werden. Gerade in der Medizin werde häufig versucht, „die biologische Komplexität auf eine einfachere Binärform“ zu reduzieren. „Es gibt jedoch viele intergeschlechtliche Menschen, bei denen die Grenzen zwischen männlich und weiblich verschwimmen.“

In den untersuchten Schulbüchern wird Intergeschlechtlichkeit nicht erwähnt. Stattdessen werden binäre Vorstellungen von Geschlecht aufrechterhalten. Gesellschaftliche Einflüsse werden dabei außer Acht gelassen.

Die Autor*innen plädieren daher dafür, die geschlechtliche Vielfalt auch in Schulbüchern abzubilden. Dabei müsse zwischen „Sex“ und „Gender“ unterschieden werden, um sowohl biologische als auch soziokulturelle Faktoren zu beleuchten. Das könnte dazu beitragen, dass Jugendliche essentialistische Vorstellungen von Geschlecht ablegen.

Lehrbücher könnten überdies vermitteln, dass stereotype Geschlechtermerkmale nicht allein durch Gene erklärt werden können, schreiben die Autor*innen, denn: „Die Geschichte ist viel komplizierter.“

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