zum Hauptinhalt

Brandenburg: Globale Lektion

Trotz Pisa sind Deutsche Schulen im Ausland beliebt. Ihre Vertreter kamen aus aller Welt nach Zeuthen

Zeuthen - Montevideo, Jakarta, Riad, Bilbao – die ganze Welt trifft sich zurzeit in Zeuthen. Es sind Vertreter Deutscher Schulen im Ausland, die bis Dienstag im Gästehaus des Bundesverwaltungsamtes am Zeuthener See tagen. Die 50 Direktoren und Schulvereinsvorstände diskutieren zum Beispiel die Lage im Wachstumsmarkt Asien. Dort steigt die Nachfrage nach Unterricht mit Matheaufgaben und Diktaten in deutscher Sprache, sagt Rolf Kohorst von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen beim Bundesverwaltungsamt. Und das, obwohl sich das miserable Abschneiden der Bundesrepublik beim Pisa-Schultest bis in den letzten Winkel der Welt herumgesprochen hat.

„Wir werden jetzt öfter kritisch nach der Qualität der Ausbildung gefragt“, sagt Hartmut Berger, der für die Deutsche Internationale Schule aus Kapstadt nach Zeuthen gereist ist. Auch der Ex-Berliner Ulrich Pfeffer, den es einst der Liebe wegen nach Italien verschlug und der sich seit 20 Jahren im Schulvorstand der Deutschen Schule in Genua engagiert, weiß vom Pisa-Effekt in seiner Wahlheimat zu berichten: „Die Italiener waren ja teilweise besser als die Deutschen, das lässt die Leute schon zweifeln.“ Denn traditionell profitieren die Schulen vom guten Ruf des deutschen Bildungssystems – und des eher höher liegenden Standards einer Auslandsschule. „In Lateinamerika melden einheimische Familien, die sich das leisten können, ihre Kinder schon allein deswegen an, weil der Unterricht pünktlich beginnt und die Lehrer zuverlässig sind“, sagt Abteilungspräsident Joachim Lauer von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen.

Die Botschafter deutscher Bildungspolitik im Ausland wollen in Zeuthen die divergierenden Entwicklungen in den Griff bekommen. So steige die Nachfrage nach bilingualem Unterricht made in Germany. Vor allem in Osteuropa und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion boome das deutsche Schulwesen seit der Wende, sagt Joachim Lauer. Und auch in Asien wollen immer mehr Mitarbeiter von Siemens und Thyssen im Außendienst ihre Kinder anmelden. So hat etwa die Deutsche Schule vor wenigen Jahren mit einer Hand voll Schüler begonnen. Inzwischen besuchen allein 400 deutsche Kinder die Einrichtung, sagt Schulvertreter Detlef Ernst. Auch bei chinesischen oder thailändischen Eltern steigt die Nachfrage – sie wollen ihren Kindern den Weg für ein Studium etwa in Potsdam oder Frankfurt (Oder) ebnen. Allerdings verbietet in China die Regierung noch die Anmeldung an einer deutschen Schule. Zudem drängen in vielen Ländern Konkurrenten etwa aus den USA als Schulbetreiber auf den Auslandsschulmarkt, sagt Lauer – mit teils günstigeren Preisen. Ein Jahr in einer deutschen Auslandsschule kostet zwischen 8000 und 12000 Euro.

Die Deutschen Schulen setzen weiter auf den über Jahrhunderte erworbenen guten Ruf, den könne auch Pisa nicht zerstören, sagen die Experten: Schließlich melden sogar die Finnen im Pisa-Siegerland ihre Kinder sehr gern in der Deutschen Schule Helsinki an.

Annette Kögel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false