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Brandenburg: Gutachter hält Ex-Bauminister Wolf für voll schuldfähig

Angespannt folgte Ex-Bauminister Jochen Wolf, der wegen zweifach versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt ist, gestern den Ausführungen des Sachverständigen Alexander Böhle vor dem Potsdamer Landgericht. Nach Aussagen des Psychiaters, der den Angeklagten insgesamt vier Mal während der Untersuchungshaft befragt hatte, hat Wolf ein umfassendes Geständnis abgelegt und sich "juristisch schuldig" bekannt.

Angespannt folgte Ex-Bauminister Jochen Wolf, der wegen zweifach versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt ist, gestern den Ausführungen des Sachverständigen Alexander Böhle vor dem Potsdamer Landgericht. Nach Aussagen des Psychiaters, der den Angeklagten insgesamt vier Mal während der Untersuchungshaft befragt hatte, hat Wolf ein umfassendes Geständnis abgelegt und sich "juristisch schuldig" bekannt. Trotz einer Persönlichkeitsstörung mit depressiven und paranoiden Zügen seien die Kriterien für eine erhebliche Einschränkung der Steuerungsfähigkeit nicht gegeben, so Böhle. Wolf sei voll schuldfähig.

Der Angeklagte, der im Prozess bislang schweigt, hatte sich gegenüber dem Gutachter umfassend zu dem Plan geäußert, seine Gattin Ursula durch einen Auftragskiller aus dem Weg räumen zu lassen. Seine Ehe mit dieser Frau sei nur noch eine perfekte Organisationsgemeinschaft gewesen. Als Oksana 1995 in sein Leben trat, habe er dies wie einen Befreiungsschlag empfunden. Er habe die Scheidung gewollt, Ursula habe auf einem Trennungsjahr bestanden, um weiterhin finanzielle Vorteile zu erlangen. Seine Ehefrau sei die Härtere gewesen, er hingegen der Lautere. Ursula habe zu Handgreiflichkeiten geneigt, auch schon mal Geschirr und den Telefonhörer nach ihm geworfen. Aus Angst vor einem "aggressiven Durchbruch" sei er aus dem Haus in Groß Glienicke ausgezogen. In einer kleinen Wohnung habe er es genossen, wenn Oksana bei ihm sein konnte. Es sei eine "Beziehung auf gleicher Augenhöhe" gewesen, so Wolf.

In der zweiten Jahreshälfte 1996 sei jedoch seine finanzielle Lage immer verzweifelter geworden. Seine verhasste Ehefrau habe sämtliche Konten pfänden lassen. Ihm sei klar gewesen: Es kommt der Tag, an dem ich nicht einmal mehr die Miete für die Wohnung bezahlen kann. Diesen Termin habe er sich gesetzt, um freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Auch Oksana habe an Selbstmord gedacht. In jener für ihn aussichtslosen Zeit habe er André D. kennen gelernt. Der habe sich erboten, einen Killer zu besorgen, um das "Problem Ursula" gegen ein Entgelt von 10 000 Mark aus der Welt zu schaffen. Als monatelang nichts geschehen sei, habe er das Geld zurückerhalten. Nach einer Phase relativer psychischer Ausgeglichenheit - Oksana konnte für längere Zeit in Deutschland bleiben - kam es zur Katastrophe. Wolf hatte erfahren, dass seine Frau illegal putzen ging. Am 21. Dezember 1998 sei es zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen den Frauen gekommen, woraufhin Ursula Wolf Anzeige bei der Polizei erstattete. Kurz darauf erschoss sich die Ukrainerin. Und Wolf schmiedete wieder Mordpläne.

Gabriele Hohenstein

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