zum Hauptinhalt
Oderufer in Frankfurt

© dpa

Hochwasser: Das Wasser kommt nach Brandenburg

Auf Brandenburg wälzt sich nach starken Niederschlägen in Polen und Tschechien ein neues Oderhochwasser zu, allerdings nicht vergleichbar mit der „Jahrhundert-Flut“ von 1997.

Potsdam - Zwar stiegen die Pegel nicht so stark wie zunächst befürchtet. Trotzdem wollte Umweltministerin Anita Tack (Linke) am gestrigen Dienstag noch keine völlige Entwarnung geben. Es sei Alarmstufe 3 zu erwarten, der letzten vor Katastrophenalarm. Das heißt, dass schon permanent Deichläufer patrouillieren. Es bestehe „kein Grund zur Panik oder zur besonderen Aufregung“, sagte Tack. Dennoch gebe es Risiken.

Am Morgen war der Oderpegel in Miedonie, der letzten polnischen Messstation vor der Grenze, auf 8,83 Meter gestiegen, fast einen Meter weniger als erwartet. Bei der Oderflut waren es in der Spitze 10,45 Meter. Die erste Welle in Brandenburg wird am Freitag, der Scheitel Pfingstmontag erwartet. Die Lage sei aber nicht mit 1997 zu vergleichen, betonte Georg Kerath, Leiter des Deutschen Wetterdienstes Potsdam. „Damals fielen deutlich mehr Niederschläge über einen längeren Zeitraum.“ Aktuell werde maximal ein Drittel der damaligen Menge erwartet. In den Oder-Zuflussregionen werde es bis Freitag noch einmal kräftig regnen, zwischen 10 und 40 Liter pro Quadratmeter in zwölf Stunden.

Es bleiben weitere Unwägbarkeiten, betonte Matthias Freude, Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes. Ob es ernst wird, hänge davon ab, ob die Hochwasserwellen der Oder und ihrer Nebenflüsse nacheinander nach Brandenburg fließen – oder zusammenkommen. „Das wäre der ungünstigste Fall.“ Andererseits verwiesen Tack und Freude auf die Sanierung der Oderdeiche, in die seit 1997 rund 220 Millionen Euro investiert wurden. Nur an zwei Stellen – bei Brieskow-Finkenheerd und oberhalb von Schwedt – baue man derzeit „fieberhaft“, werde aber rechtzeitig fertig.

Hinzu kommt, dass Polen – wie Brandenburg – in den vergangenen Jahren seine Deiche saniert und aufgestockt hat. „Wenn jeder seine Deiche höher und besser baut, ist das flussabwärts ein Problem“, warnte Freude. Bisher hätten an der Haupt-Oder in Polen anders als 1997 alle Deiche gehalten. Fünf neu gebaute Polder in Polen und Tschechien seien bereits vollgelaufen. 1997 war Brandenburg auch deshalb noch glimpflich davon gekommen, weil in Polen viele Deiche gebrochen waren. Sonst wäre die Flut nach Expertisen damals 1,20 Meter höher gestiegen. Die gleiche Menge Wasser wie damals, so warnen Umweltverbände seit Jahren vergeblich, „und das Oderbruch wäre heute nicht zu halten.“

Und trotzdem sind entgegen den damaligen Ankündigungen an der Oder keine nennenswerten Überflutungsflächen geschaffen worden. Die neue Umweltministerin Tack sieht das kritisch. Wenn dieses Hochwasser abgeflossen ist, will sie die Ausweisung neuer Polderflächen prüfen lassen. Bester Hochwasserschutz sei schließlich, „den Flüssen wieder ihren Raum zu geben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false