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Brandenburg: Immer mit Aussicht

Eine Toilette mit so schöner Aussicht wie von Brandenburgs ältestem erhaltenen Burgturm hat es wohl nie wieder gegeben. Man war Späher von Beruf, hockte im Turm von Stolpe, den Rücken zur Wand; hinter sich, nun ja, ein kleines Loch in der Mauer.

Eine Toilette mit so schöner Aussicht wie von Brandenburgs ältestem erhaltenen Burgturm hat es wohl nie wieder gegeben. Man war Späher von Beruf, hockte im Turm von Stolpe, den Rücken zur Wand; hinter sich, nun ja, ein kleines Loch in der Mauer. Aber der Blick fiel geradeaus durch die Einstiegsstelle in der Wand gegenüber aufs weite Oderland. Draußen war Mittelalter, aber das störte kaum, denn der Einstieg befand sich rund zwölf Meter über dem Boden und hatte keine Treppe. Im 15. Jahrhundert wurde die schöne Einstiegsluke durch einen tiefer gelegenen Zugang ergänzt. 5,40 Meter dick sind die Mauern des Turmes, in den ein durchschnittliches Mietshaus passen würde, ohne anzuecken. Vermutlich haben die Dänen ihn um 1200 auf den Oderhang gebaut. Wann genau, soll jetzt die Untersuchung eines Holzstücks klären, das in der Mauer steckt. Die Restaurierung des 20 Meter hohen Turms läuft bereits. Vermutlich war er einst noch höher – der Zahn der Zeit hat ihn angenagt. Jetzt schützt ihn ein von außen unsichtbares Dach. Die Bauleute kommen durch einen Tunnel in den Turm. Der wird aber wieder verschlossen, sobald alles fertig ist. Keine schöne Aussicht. obs

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