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Brandenburg: In 15 Sekunden ist das Navigationsgerät weg

Polizei registriert immer mehr Diebstähle der elektronischen Wegweiser

Potsdam - Für die beiden Polizisten war es ein guter Fang: Im Auto der beiden 18 und 22 Jahre alten Brüder aus Litauen wurden sechs Autoradios und Navigationsgeräte gefunden. Die hatten sie kurz zuvor aus Autos in Bergholz-Rehbrücke südöstlich von Potsdam ausgebaut. Festgenommen werden konnten die Autoknacker, weil einer Anwohnerin aufgefallen war, wie die beiden an mehreren geparkten Autos hantierten. Das war bereits Ende Juli. Wenige Tage zuvor waren am Grenzübergang Pomellen drei Polen aufgeflogen. In deren Auto waren bei einer Verdachtskontrolle mehrere Autos und ein Navigationsgerät gefunden worden, die wenige Stunden zuvor ebenfalls in Potsdam gestohlen worden waren.

Mit den Festnahmen konnte die Arbeitsgruppe „Navi“ der Kriminalpolizei in Potsdam-Mittelmark auf einen Schlag zwar 20 Autoeinbrüche aufklären, aber die gut organisierten Banden sind damit längst nicht zerschlagen: In dem Brandenburger 300-Seelen-Dorf Großziethen südlich von Neukölln brachen Autoknacker allein in der Nacht zum 26. August drei Autos auf. Die Beute: Ein Laptop, ein Autoradio, zwei Navigationsgeräte. Ihr Wert: Etwa 9000 Euro.

In den vergangenen Wochen waren die Täter auch in Bornstedt und Fahrland aktiv. Fahrland liegt nur rund 13 Kilometer südöstlich von Spandau-Kladow. Vermutlich haben die Diebe auch hier in den vergangenen Monaten Autoradios und Satellitengeräte gestohlen: „Wir gehen von reisenden Tätern aus“, sagte eine Kriminalbeamtin: Einbrecher, die mal in Brandenburg, mal in Berlin zuschlagen. Nicht nur Navigationsgeräte demontieren die Autoknacker fachmännisch, auch Airbags und sogar Autositze verschwinden innerhalb weniger Sekunden.

Die meisten gestohlenen Geräte werden in Polen, Litauen, Moldawien oder der Ukraine als Ersatzteile verkauft oder in ebenfalls gestohlene Autos eingebaut. Aber auch über Internet-Auktionshäuser werden sie verhökert. Im polnischen Szczecin (Stettin) stieß die Polizei schon im November vergangenen Jahres auf ein Lager, in dem 300 gestohlene GPS-Empfänger für den Verkauf bereitlagen.

Am westlichen Berliner Stadtrand, zwischen Heerstraße und Groß-Glienicker See, sind in diesem Jahr schon weit über 100 Autos aufgebrochen worden, manche sogar mehrfach: Immer wenn ein zuvor gestohlenes Navigationsgerät ersetzt worden war, griffen die Diebe ein zweites oder gar drittes Mal zu. Sie schreckt auch keine Alarmanlage. Bei Autos auf Parkplätzen zertrümmern sie eine Autoscheibe und bauen blitzschnell das Gerät aus – länger als 15 Sekunden braucht dafür kein Profi. Oder sie umgehen die Alarmanlage, in dem sie das Türschloss durchstechen und die Zentralverriegelung öffnen. Damit ist dann auch die Alarmanlage unschädlich gemacht.

Rund 3,5 bis 4 Millionen Autos sind Schätzungen zufolge bundesweit mit Navigationsgeräten ausgestattet. Mit den sinkenden Anschaffungspreisen werden es jährlich mehr; damit steigt auch der Anreiz für Diebe. Auch Geräte mit abnehmbaren Bedienteilen, wie bei Autoradios, gibt es inzwischen. Aber auch das schütze nicht 100-prozentig vor Diebstahl, sagte ein Ermittler.

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