zum Hauptinhalt
Die Themen Klima, Ernährung, Gesundheit und soziale Sicherheit sind in Papua-Neuguinea sehr gefragt.

© imago/Xinhua/Lui Siu Wai

USA und China: Papua-Neuguinea auf Partnersuche im Pazifik

Papua-Neuguinea ist ein armes Entwicklungsland. Die Rivalität der Großmächte USA und China in der Region versucht der Inselstaat für sich zu nutzen – und Verträge mit allen abzuschließen.

Ein Gastbeitrag von
  • Maholopa Laveil
  • Meg Keen

Es waren gute Wochen für Papua-Neuguinea. James Marape, der Premierminister der Inselnation im südwestlichen Pazifik, hatte das Gefühl, dass sein Land auf der Weltbühne angekommen ist. Er war Gastgeber eines Regionalforums für den indischen Premierminister und konnte eine Reihe von Absichtserklärungen unterzeichnen sowie einige schöne Fotos machen.

Ein historisches Ereignis Mitte Mai jedoch konnte zur Enttäuschung nicht stattfinden: der erste Besuch eines US-Präsidenten in einem pazifischen Inselstaat. US-Präsident Biden hatte seinen geplanten Besuch absagen müssen, um sich um die damals noch harte Auseinandersetzung um die Schuldenobergrenze im eigenen Land zu kümmern.

Der Staat könnte, wie der Rest des Pazifiks, mehr Entwicklungspartner gebrauchen.

Meg Keen und Maholopa Laveil

US-Außenminister Antony Blinken allerdings überbrachte wenig später einen Vertrag über Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich und einige kleinere Entwicklungshilfeleistungen.

Der Inselstaat wird von Washington umworben

Vieles von dem, was die USA versprochen haben, deckt sich auch mit den eigenen Ambitionen von Papua-Neuguinea. Die finanziellen Fördermittel der Amerikaner sind jedoch ein bei weitem nicht ausreichend im Vergleich zum Ausmaß der Herausforderungen vor Ort. Der starke Fokus auf Verteidigung statt auf Entwicklung und Klimaresilienz wurde deshalb auch von einigen Wählern infrage gestellt.

Dennoch signalisieren diese Programme, dass die USA Papua-Neuguinea ernst nehmen und daran arbeiten, den Einfluss Chinas in der Region durch ein stärkeres Engagement einzudämmen. Die USA müssen ihr Engagement in Papua-Neuguinea und der Region weiter ausbauen, aber eine schwerfällige und widerwillige Bürokratie bremst die Bemühungen oft aus.

Dabei hat der Inselstaat hat einen enormen Entwicklungsbedarf. Das Problem bei solchen hochkarätigen Besuchen im Land ist aber, dass die gemachten Versprechen nicht immer eingehalten werden. Premierminister Marape wies darauf hin, dass etwa frühere indische Absichtserklärungen, die Kreditversprechen im Wert von Hunderten von Millionen Dollar enthielten, nicht umgesetzt wurden.

Die Schwenkbewegungen der USA in die Region glichen in der Vergangenheit eher Pirouetten, ausgefallene Schachzüge, die nicht zu einem Fortschritt führten. Die Staats- und Regierungschefs von Papua-Neuguinea und des Pazifiks hoffen, dass diese Dialoge etwas bringen, aber sie bieten keine Garantien.

US-Außenminister Blinken und Papua-Neuguineas Premier Marape schließen einen neuen Sicherheitspakt ab.
US-Außenminister Blinken und Papua-Neuguineas Premier Marape schließen einen neuen Sicherheitspakt ab.

© AFP/ADEK BERRY

Premierminister Marape muss die Entwicklung vorantreiben. Er ist zwar dankbar für die Zusage der USA, die Verteidigungskapazitäten zu unterstützen, hat jedoch erklärt, dass es ohne wirtschaftliche Entwicklung keine Sicherheit gibt.

China sichert sich Einfluss im indopazifischen Raum

Als aufstrebendes Land kann sich Papua-Neuguinea kein Patt zwischen seinen wichtigsten Handelspartnern leisten. Das Land braucht Handelsmöglichkeiten und Marktzugang. Seit seiner Unabhängigkeit hat der Inselstaat erklärt, es wolle „Freunde aller“ sein. Es wird die Angebote der USA und Indiens annehmen, aber das wird Geschäfte mit China nicht ausschließen.

Papua-Neuguinea strebt derzeit Freihandelsabkommen mit seinen größten Handelspartnern – Australien und China – an. China ist bestrebt, seine starke Stellung als Handels- und Entwicklungspartner zu behalten.

Deutsches Fachwissen, Bildung und der Privatsektor könnten der Region viel bringen.

Meg Keen und Maholopa Laveil

Um das Freihandelsabkommen mit China voranzutreiben, hat es dem Handelsamt von Papua-Neuguinea einen Zuschuss in Höhe von 270.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt, um mit der Durchführbarkeitsstudie für das Abkommen zu beginnen, die sich auf die Ausweitung der Lebensmittel- und Landwirtschaftsexporte aus Papua-Neuguinea konzentriert.

Große Armut trotz vieler Ressourcen

Die chinesische Botschaft hat außerdem erklärt, dass chinesische Investitionen weit über die derzeitigen Aktivitäten in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Bergbau und Landwirtschaft hinausgehen könnten. Papua-Neuguinea ist reich an Ressourcen, und China ist ressourcenhungrig.

Es sind die Bodenschätze der pazifischen Insel, die Chinas Interesse wecken. Die Chinesen werden sich sehr für Marapes Bemühungen interessieren, zwei Goldminen wiederzueröffnen, sowie für seine Bemühungen um flüssiges Erdgas. Hier geht es konkret um das Papua-LNG-Projekt und das P'nyang-LNG-Projekt, die Marape in den nächsten zehn Jahren realisieren will.

Das Ziel Papua-Neuguineas ist es, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) anzukurbeln und vielfältige und lukrative Handelsverträge abzuschließen. Selbst wenn Marape Erfolg hat, gibt es keine Garantie dafür, dass sich der Erfolg in einer Verringerung der Armut niederschlägt – große Rohstoffprojekte haben eher den Eliten und Konzernen als den Menschen auf der Straße genutzt.

37,5
Prozent der Bevölkerung Papua-Neuguineas leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze.

Papua-Neuguinea ist ein vergleichsweise armes Entwicklungsland, das nur schwach regiert wird und von Korruption geplagt ist. 37,5 Prozent des Landes leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Mehr als die Hälfte der fast zehn Millionen Einwohner ist unter 25 Jahre alt und hat Zugang zu weniger als 400.000 offiziellen Arbeitsplätzen.

Die Zukunft sieht für die nächste Generation düster aus. Die Gewinne aus dem überwiegend in ausländischem Besitz befindlichen Rohstoffsektor haben sich nicht in besseren Entwicklungsergebnissen niedergeschlagen, obwohl er ein Viertel des BIP und mehr als vier Fünftel der Exporte beisteuert. Volatile Rohstoffmärkte und großzügige Zugeständnisse zur Gewinnung ausländischer Investoren schmälern ebenfalls die Erträge.

Für Deutschland gibt es viel Luft nach oben

Auch die Corona-Pandemie hat ihren Tribut gefordert. Die Staatsverschuldung hat sich seit 2011 verdoppelt und liegt nun bei 52 Prozent des BIP. Der Internationale Währungsfonds (IWF) stufte Papua-Neuguinea für das Jahr 2022 als hochgradig schuldengefährdet ein. Der Staat könnte, wie der Rest des Pazifiks, mehr Entwicklungspartner gebrauchen.

Deutschland ist der elftgrößte Handelspartner des Inselstaates – es gibt also noch viel Raum für Wachstum. Im Jahr 2021 beliefen sich die Exporte nach Deutschland auf 220 Millionen US-Dollar (hauptsächlich verarbeiteter Fisch, Kupfererz und Palmöl).

Die Hilfeschwerpunkte Klima, Ernährung, Gesundheit und soziale Sicherheit sind in Papua-Neuguinea sehr gefragt, auch wenn sich Deutschland in letzter Zeit nur wenig engagiert hat, etwa in kleineren Projekten, die sich auf Ressourcenmanagement und Gesundheit konzentrieren.

Aber es geht nicht nur um Dollar. Deutschland hat koloniale Verbindungen zu Papua-Neuguinea, auf denen es zeitgemäße Beziehungen aufbauen kann.

Deutsches Fachwissen, Bildung und der Privatsektor könnten der Region viel bringen. Manchmal sind es die menschlichen Beziehungen, die am wichtigsten sind.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false