zum Hauptinhalt
Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny war vor anderthalb Wochen in Haft gestorben.

© AFP/Petras Malukas

Update

Kurz vor seinem Tod : Nawalny sollte offenbar gegen Tiergartenmörder ausgetauscht werden

Kurz vor seinem Tod soll es Gespräche über einen Austausch von Nawalny und dem Tiergarten-Mörder gegeben haben. Laut Nawalnys Team hätte der Kreml-Kritiker in den folgenden Tagen freikommen sollen.

| Update:

Der im russischen Straflager ums Leben gekommene Kremlgegner Alexej Nawalny hätte Angaben seines Teams zufolge gegen den in Deutschland inhaftierten Tiergartenmörder ausgetauscht werden können.

Nawalny sollte in den nächsten Tagen freikommen, weil wir eine Entscheidung zu seinem Austausch erreicht hatten“, sagte die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich, am Montag in einem auf Youtube veröffentlichten Video.

Nawalny als „Tauschobjekt“ für Wadim K.?

Anfang Februar sei Kremlchef Wladimir Putin ein Angebot unterbreitet worden, wonach der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte Tiergartenmörder Wadim K. an Russland übergeben hätte werden können - im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Wer genau an der Ausarbeitung dieser vermeintlichen Austauschpläne beteiligt gewesen sein soll und wie konkret sie waren, sagte Pewtschich nicht.

Von der Bundesregierung gab es auf Fragen keine weiteren Auskünfte dazu. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Rande einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf auf die entsprechende Frage einer Journalistin, sie kommentiere die Vorgänge nicht - „wie die gesamte Bundesregierung“.

Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin verwies auf frühere Äußerungen und sagte: „Und ich kann dazu jetzt auch nichts anderes antworten, als dass wir uns dazu nicht äußern können.“ Auf Nachfrage sagte sie: „Jetzt im Moment kann ich mich dazu nicht äußern.

Der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt kann nicht glauben, dass die Regierung sich auf einen solchen Deal einlassen würde. „Das klingt wie eine frei erfundene Räuberpistole“, sagte er dem Tagesspiegel. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein zu lebenslanger Haft Verurteilter in einem Rechtsstaat wie Deutschland freigelassen würde“, sagte er.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, sie habe aus westlichen Regierungskreisen erfahren, dass Verhandlungen zwischen Russland und Deutschland tatsächlich „weit fortgeschritten“ gewesen seien.

Nawalny-Fonds-Direktorin Pewtschich warf Putin vor, daraufhin persönlich die Tötung Nawalnys angeordnet zu haben. Er habe Nawalny um keinen Preis freigeben wollen. Er habe erkannt, dass der Westen bereit sei, Wadim K. auszutauschen und dann entschieden, Nawalny als Tauschobjekt loszuwerden, vermutet Pewtschich. „Das ist das absolut unlogische, irrationale Verhalten eines verrückten Mafiosos“, sagte sie.

Putin erwähnte Wadim K. erst kürzlich im Interview

Wadim K. hat 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen ermordet. K. soll den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt haben. Immer wieder war spekuliert worden, dass Putin ihn im Zuge eines Gefangenenaustauschs freibekommen wollte. Zuletzt hatte er dies in einem Interview mit dem US-Talkmaster Tucker Carlson quasi bestätigt.

Das Team des Kremlkritikers will unterdessen bis Freitag eine öffentliche Trauerfeier in Moskau organisieren. „Wir suchen einen Saal für die öffentliche Abschiednahme von Alexej“, schrieb seine Sprecherin Kira Jarmysch am Montag auf der Plattform X (früher Twitter). Geplanter Zeitpunkt sei das Ende der aktuellen Arbeitswoche, fügte sie hinzu.

Unklar ist, ob es den Nawalny-Anhängern gelingt, eine derartige Trauerfeier zu organisieren. Schon bisher sind die Behörden hart gegen Trauerbekundungen für den schärfsten Kritiker von Präsident Wladimir Putin vorgegangen.

Hunderte Menschen wurden in Russland bei der Niederlegung von Blumen für Nawalny festgenommen. Eine Trauerfeier, die zum Auslöser größerer Proteste gegen Putin werden könnte, dürfte dem Kremlchef vor der Präsidentenwahl Mitte März äußerst ungelegen kommen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false