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Brandenburg: Jetzt soll es ganz schnell gehen mit Potsdams Schloss-Landtag

Architektenwettbewerb wird noch in diesem Jahr entschieden. Oberbürgermeister Jann Jakobs verteidigt Zugeständnisse an PDS

Potsdam – Beim Bau des neuen Landtages in den Proportionen des Stadtschlosses drücken Stadt und Land jetzt auf Tempo. Das für das 85-Millionen-Projekt zuständige Finanzministerium kündigte am Donnerstag an, dass der Architektenwettbewerb noch in diesem Jahr entschieden werden soll. Bis zum Jahresende werde „feststehen, wie der Landtag aussehen wird“, sagte der Sprecher Ingo Decker gestern.

Am Mittwochabend hatte das Potsdamer Stadtparlament im dritten Anlauf dem Neubau des Parlamentsgebäudes in Potsdams Mitte zugestimmt, das auf dem Grundriss und in den Umrissen des Stadtschlosses entstehen soll. Das Finanzministerium schickt jetzt die Unterlagen an sechs Konsortien, die konkrete Entwürfe erarbeiten sollen. Sie haben dafür nach Auskunft von Decker sechs Monate Zeit. Im Herbst soll dann entschieden werden, wer den Zuschlag bekommt. Baubeginn ist für 2008 vorgesehen.

Vor der dritten Abstimmung des Stadtparlaments hatte die PDS, die das Projekt jahrelang kategorisch ablehnte, ihren Widerstand aufgegeben. Für Streit sorgt jetzt allerdings, dass sie als Gegenleistung für ihre Zustimmung ein Forderungspaket zugunsten der Sanierung von Kindertagesstätten, Schulen, der Landesbibliothek und des Alten Rathauses sowie DDR-Plattensiedlungen in Höhe von insgesamt rund 50 Millionen Euro durchgesetzt hat.

Oberbürgermeister Jann Jakobs verteidigte gestern die Zugeständnisse gegenüber der PDS. Die Forderungen der Linkssozialisten beträfen Projekte, „die alle nur begrüßen können“. Zugleich räumte er ein, dass die Realisierung der Beschlüsse den Spielraum für Investitionen stark einschränken werde. „Das bindet uns für die nächsten fünf Jahre“, sagte der Oberbürgermeister. Der Spielraum sei nunmehr „gleich null.“ Zudem müssten in den kommenden fünf Jahren jeweils 2,5 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt werden. Dies sei nur durch den Verkauf städtischer Grundstücke möglich.

Jakobs nannte den Bau des Landtages in den Umrissen des Schlosses „eine große Herauforderung“ für die Architekten. Denn sie müssten sich an dem historischen Vorgängerbau messen lassen und gleichzeitig moderne Antworten insbesondere für die Seitenflügel finden. Schließlich müsse auf eine „überzeugende architektonische Qualität“ allergrößter Wert gelegt werden. Klar sei jedoch, dass das Stadtschloss „nicht original historisch wiederaufgebaut werden“ könne. Die historische Fassade soll jedoch an der Nordseite (Alter Markt) wieder erstehen, wo bereits das Fortunaportal dank einer Spende des Potsdamer TVModerators Günther Jauch aufgebaut worden ist.

Noch sind allerdings nicht alle Hürden genommen: Der Bebauungsplan wird in Kürze ausgelegt. Er soll dann förmlich am 6. Juni in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es dann noch einmal zu Konflikten kommt, wie historisch beziehungsweise modern die Fassade sein soll. Der neue Landtag, in dem auch ein gemeinsames Parlament von Berlin-Brandenburg Platz fände, soll 2011 fertiggestellt sein.

Michael Erbach

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