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Brandenburg: Kein Schloss für Potsdam

Thorsten Metzner

Potsdams Traum ist geplatzt: Das Knobelsdorffsche Schloss wird die alte Stadtmitte nicht wieder krönen. Das ist erneut eine bittere Nachricht für die einstige Preußenresidenz, die gerade bei der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas von der sächsischen Kleinstadt Görlitz deklassiert wurde. Es war die wohl letzte realistische Chance, das einstige Wahrzeichen auf dem Alten Markt als neuen Sitz des Brandenburger Landtages zu errichten, der merkwürdigerweise immer noch im trutzigen Provisorium auf dem Brauhausberg arbeitet. Aber die KostenBerechnungen, die Finanzminister Rainer Speer (SPD) dem Kabinett und den Parlamentariern vorlegt, lassen Politikern keine Wahl. Dass sich die märkischen Volksvertreter ein teures „Landtagsschloss“ genehmigen, ist dem Wahlvolk nicht zu vermitteln – nicht in Zeiten, in denen das Land seine Mittel notgedrungen schon auf das Berliner Umland und einige wenige Leuchttürme industriellen Wachstums konzentrieren muss und sich die Randregionen abgehängt fühlen.

Für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wurde der Zeitpunkt verpasst. Es bleibt eine der großen Fehlleistungen der Stadt- und Landesregierungen seit 1990, dass sie dieses visionäre wie realistische Projekt nicht entschlossen angepackt haben, obwohl es über Potsdams und Brandenburgs Grenzen ausgestrahlt und das Land davon profitiert hätte. Dresden lässt grüßen. An Speers nüchternen Zahlen zeigt sich nämlich auch, wie nah man dem Ziel eigentlich war. Um die 120 Millionen Euro würde es also kosten, um eine einzigartige Stadtsilhouette zu reparieren, die einst zu den berühmtesten in Europa gehörte. So viel wurde auch im Lausitzring versenkt, so viel kostet die Pleite der LEG-Staatsfirma. Für den Aufbau des Berliner Stadtschlosses rechnet man mit einer halben Milliarde und mehr - so relativ sind Summen.

Um so gespannter darf man sein, ob Brandenburgs Parlamentarier wenigstens ihre nunmehr 15-jährige Feigheit überwinden – und wenigstens den fälligen Bau eines angemessenen Parlamentsgebäudes besiegeln. Wenn nicht, wäre das auch eine Entscheidung – gegen Potsdam, für den Preußischen Landtag in Berlin als Sitz des künftigen Parlaments, da die Vereinigung beider Länder früher oder später unausweichlich ist. Apropos Berlin: Hat der künftige Partner nicht ohnehin ein Wörtchen mitzureden?

Die Abgeordneten haben jetzt eine überschaubare Standort-Wahl: Sie können an das jetzige Provisorium in der einstigen Kriegsschule auf dem Brauhausberg einen neuen Plenarsaal anbauen. Potsdam wäre dann zwar die einzige Landeshauptstadt Deutschlands, wo sich das Parlament abseits des Stadtzentrums versteckt und dessen Mitte wohl noch einige Jahrzehnte brachliegen würde. Mit Sicherheit wäre das aber ein paar Millionen Euro billiger als ein neues Landtagsgebäude auf dem Alten Markt. Nun ist Sparsamkeit in diesen Zeiten ein Gebot, aber nicht das einzige. Wenn man der allzu billigen Logik folgt, gäbe es eine konsequentere Lösung: Brandenburgs Parlament zieht einfach in das „Blechzelt“ auf den Alten Markt - das wird mit der Eröffnung des neuen Potsdamer Theaters demnächst ja sowieso frei.

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