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Kinderbetreuung: Massenbriefe an Platzeck

Erzieher und Eltern protestieren für mehr Personal in Brandenburgs Kitas. Der Koalitionspartner CDU unterstützt die Aktion.

Potsdam - Brandenburgs Kindertagesstätten haben bundesweit die schlechteste Personalausstattung. Deshalb hat die „Kita-Initiative Brandenburg“, die Erzieher und Eltern einer Kita in Oberhavel gegründet haben, am Donnerstag eine ungewöhnliche landesweite Protestaktion gestartet: Die Staatskanzlei soll mit Briefen an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bombardiert werden, um mehr Kita-Personal durchzusetzen. „Wir wollen den Ministerpräsidenten, der eine Förderung aller Kinder verspricht, beim Wort nehmen“, sagte Alexandra Lange, eine der Organisatorinnen. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass die Kita-Proteste in eine Volksinitiative münden. Den letzten Volksinitiativen für ein Sozialticket und kostenlose Schulbusse hatte die Landesregierung bereits nachgeben müssen.

Zusätzliches Ungemach in der Koalition dürfte auslösen, dass die Kita-Proteste ein knappes Jahr vor der Landtagswahl nicht nur von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Wohlfahrtsverbänden und der Linken unterstützt werden – sondern auch von Platzecks Koalitionspartner CDU. „Wir unterstützen das Anliegen“, bestätigte CDU- Generalsekretär Dieter Dombrowski gestern. Die Union habe bereits versucht, im letzten Sozialpaket der Landesregierung, mit dem unter anderem kostenlose Schulbusse, Sozialtickets und Schülersozialfonds eingeführt wurden, auch einen besseren Betreuungsschlüssel für Kitas durchzusetzen – ohne, dass es ihr gelang. Für SPD-Generalsekretär Klaus Ness ist das Agieren der CDU ein Indiz mehr, dass diese „einen Oppositionswahlkampf aus der Regierung heraus plant“.

In der Sache ist das Kita-Problem aber unbestritten: Brandenburg hat zwar bundesweit eines der dichtesten Netze von Kitas, die auch gut frequentiert sind. Von den Kleinstkindern geht fast jedes zweite in die Krippe, von den älteren besuchen 90 Prozent die Kita.

„Doch in keinem anderen Land der Bundesrepublik muss eine Erzieherin für so viele Kinder sorgen wie in Brandenburg“, heißt es in dem Brief an Platzeck. So ist hier eine Betreuerin für sieben Kleinstkinder in der Krippe und für 13 Kinder in der Kita zuständig, was auch nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bundesweiter Tiefststand ist. Deshalb unterstützt Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) zwar grundsätzlich das Anliegen der Erzieherinnen. Doch weist sein Ministerium auf Finanzierungsprobleme hin. Eine Erhöhung des Personalschlüssels würde jährlich 45 Millionen Euro kosten. Thorsten Metzner

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