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Klau am Bau: Vom Zementmischer bis zum Kran

Diebstähle an Baustellen belasten deutsche Firmen immer stärker. Besonders das Land Brandenburg ist laut Statistik im Visier der Kriminellen.

Hannover - Die meist organisierten Täter erbeuten Radlader, Baucontainer und Rüttelplatten. Selbst Mobilkrane sind vor den "kriminellen Spezialisten" nicht mehr sicher, wie Ermittler bestätigen. Allein im Land Brandenburg seien in diesem Jahr gleich vier solcher Geräte von Baustellen gestohlen worden, sagt der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Toralf Reinhardt, in Eberswalde.

Für Experten der Baubranche gilt der Raum Berlin/Brandenburg als ein Schwerpunkt derartiger Raubzüge. Vor allem die Nähe zur polnischen Grenze spiele dabei wohl eine Rolle, hieß es. In Brandenburg wurden Reinhardt zufolge in diesem Jahr bis Ende September fast 150 Fälle gemeldet, bei denen hochwertige Baugeräte verschwanden.

In Niedersachsen verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr 328 Diebstahlsfälle. Dieses Jahr seien es in der Zementmischer, Minibagger, Bandsägen oder Schweißtrafos umfassenden Kategorie bislang 256 gewesen, sagt Frank Federau vom LKA in Hannover. Bei den Baufahrzeugen wie Baggern oder Radladern weise die Statistik für 2005 insgesamt 39 Fälle auf. In diesem Jahr seien es bislang 20 gewesen.

"Qualitative Veränderungen"

Während früher eher kleines und mittleres Gerät von Kriminellen erbeutet wurde, seien mittlerweile "qualitative Veränderungen eingetreten", sagt Ilona Klein vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) in Berlin und bezieht sich damit auf zunehmend hochkarätige Technik, die Baufirmen gestohlen wird.

In diesen Fällen seien in der Regel keine Gelegenheitsdiebe, sondern "organisierte Tätergruppen" am Werk, sagt Federau. Um einen Bagger beiseite zu schaffen, seien schon ein gewisses Know-how und eine entsprechende Logistik notwendig. Allein könne das kein Täter bewerkstelligen.

Erst im Frühjahr konnten beispielsweise Brandenburger Ermittler eine international organisierte Bande zerschlagen. Die deutschen und polnischen Tatverdächtigen waren im Alter zwischen 28 und 57 Jahren. Seit 1997 sollen sie mehr als 100 hochwertige Baumaschinen nach Polen verschoben haben.

"In Richtung Osteuropa verschwinden viele gestohlene Baugeräte", sagt auch Helmut Bramann vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Berlin. Er kenne Fälle, da stehe die Technik jetzt in der Ukraine. Die Täter bauten in vielen Fällen die Maschinen auseinander und schickten sie so gen Osten auf die Reise.

GPS-Finder für Baufahrzeuge

Die Vermutung, dass die entwendeten Großgeräte fast ausschließlich dorthin verschwinden, sei aber nicht zutreffend, sagt LKA-Experte Federau. Die Maschinen tauchten auch in den Niederlanden oder sogar auf deutschen Baustellen wieder auf. Um Dieben das Leben zu erschweren, wurde im Branchenverband angeregt, hochwertige Baufahrzeuge künftig mit GPS-Findern auszustatten.

Beim ZDB in Berlin sei diese Forderung bekannt, sagt Klein. Allerdings werde es wohl noch etwas dauern, ehe eine solche Diebstahlsicherung umfassend greift. Die Industrie ist derweil nicht untätig. Derzeit werde in Abstimmung mit der Kriminalpolizei an verschiedenen Sicherheitstechniken gearbeitet, hieß es.

Vorerst muss die Branche wohl weiter damit leben, dass die Klauer am Bau offenbar vor nichts zurückschrecken. In Lübeck stellte die Polizei im Sommer einen Baukran im Wert von einer halben Million Euro sicher. Er war in Brandenburg gestohlen worden und sollte per Schiff nach St. Petersburg gebracht werden. Die Ermittler kamen den Dieben nur auf die Spur, weil diese mit ihrer sperrigen Beute wegen eines Defekts auf einer Kreuzung liegen geblieben waren. (tso/ddp)

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