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Brandenburg: Kollegen bangen um Ermyas M.

Überfallener engagiert sich kulturell und sozial

Sie können es kaum fassen. Unter den Kollegen von Ermyas M., im Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam-Bornim (ATB), herrschte gestern bedrückte Stimmung und Unverständnis. Seit zwei Jahrzehnten lebt Ermyas M. in Deutschland, studierte in Rostock Siedlungswasserbau, schloss mit dem Titel Diplom-Ingenieur ab und arbeitet seit fünf Jahren am ATB. Seine Doktorarbeit zum Thema „Ausbreitung von Wassertropfen bei Niederdruckspritzdüsen“ stehe kurz vor dem Abschluss, teilten die Mitarbeiter des Institutes gestern mit. Sie seien bestürzt und fassungslos, „mit welcher Brutalität und Kaltschnäuzigkeit ein sympathischer, weltoffener, junger Kollege und exzellenter Wissenschaftler nur wegen seiner Hautfarbe zusammengeschlagen wurde", heißt es in einem Offenen Brief der Kollegen. Nach seiner Promotion plante der gebürtige Äthiopier, sein Wissen in der Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. „Insbesondere der Hilfe in Äthiopien – eines der ärmsten Länder der Welt“, schreiben seine Kollegen. Die Beziehungen zwischen Deutschland und dem ostafrikanischen Staat bestehen seit mehr als 100 Jahren.

Auch in Potsdam engagiert sich der Vater zweiter Kinder im Vorschulalter. Eine Vereinsgründung des Buntstift e.V. habe direkt bevor gestanden, eine Vortragsreihe im Potsdamer Kulturzentrum Al Globe sollte im Herbst starten. Erst am vergangenen Mittwoch war Ermyas M. in das Kulturzentrum in der Charlottenstraße gekommen, um Unterstützung für seine Idee zu erhalten, mit Vorträgen Kindern und Jugendlichen in Potsdam mehr über Afrika zu vermitteln. „Er ist eine sehr offener, direkter und sympathischer Mensch“, sagt Uwe Schwanitz vom Al Globe. Gemeinsam sollte das Projekt nun verwirklicht werden. „Die Nachricht von dem Überfall wirkt wie ein Schock“, sagt Schwanitz.

In seiner Freizeit kickte Ermyas M. auch für den Fußballklub Fortuna Babelsberg mit Spielstätte am Stern, bei dem er seit einigen Monaten in der Seniorenmannschaft Ü35 angemeldet ist. Der Ingenieur hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Freunde und Kollegen hoffen nun, dass er den „grausamen und niederträchtigen Überfall ohne bleibende Schäden überlebt, schnell gesund wird und baldmöglichst wieder unser Wissenschaftlerteam bereichern kann“. jab/db

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