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Das Berliner Humboldt Forum erhält acht weitere Balustradenskulpturen. Die Figuren des Hesekiel liegend vorne und des Zacharias liegend sowie des Jonas stehend.

© imago/epd/imago/Christian Ditsch

Aus umstrittenen privaten Spenden: Propheten-Skulpturen auf Humboldt Forum montiert

Noch mehr christliche Symbolik: Auf der Kuppel-Balustrade der Schlossfassade werden acht Propheten-Skulpturen montiert. Und über den Einfluss rechter Spender gestritten.

Die umstrittene Schlossfassade des Humboldt Forums in Berlin hat weitere religiöse Symbole erhalten. Auf der Kuppelbalustrade des bundeseigenen Kultur- und Ausstellungszentrums im Herzen der Hauptstadt wurden am Dienstag Skulpturen der acht biblischen Propheten montiert.

Den Auftakt markierte die Skulptur des Propheten Jeremias, die mithilfe eines Krans auf dem Gebäude platziert wurde. Dort sind auch Plätze für die Propheten Jesaja, Hosea, Zephania, Zacharias, Jonas, Daniel und Hesekiel. Die jeweils 3,30 Meter hohen und drei Tonnen schweren Figuren gehören zum historischen Ensemble freistehender Figuren.

Die neu verzierte Kuppel ist bereits umstritten wegen eines Spruchbandes, das eine Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum fordert. Mit der nachträglich aufgesetzten Kuppel, Kreuz und Bibelspruch unterstrichen die Hohenzollern während der Revolution 1848 den Herrschaftsanspruch der Monarchie gegen demokratische Bestrebungen.

Umstrittene religiöse Skulpturen

Wie die historisierende Fassade des 680 Millionen Euro teuren Baus sind auch die Skulpturen der Propheten aus privaten Mitteln finanziert worden. Diese Geldbeschaffung hatte dem Humboldt Forum immer wieder negative Schlagzeilen eingebracht. Nach Spenden aus umstrittenen Quellen für eines der zuletzt wichtigsten deutschen Kulturprojekte soll die Herkunft der Mittel transparenter werden.

Der Architekturkritiker Philipp Oswalt hatte die antidemokratische und antisemitische Gesinnung von Ehrhardt Bödecker, einem der Großspender des Humboldt Forums, 2021 im Tagesspiegel bekannt gemacht. Zur Debatte steht seitdem auch die Spendenpraxis des Fördervereins Berliner Schloss, der auch Gelder für den Fassadenschmuck bereitstellte. Viele Spendernamen blieben anonym. Oswalt hat in seinem im Januar veröffentlichten Buch „Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik“ unter anderem die für rechte Positionen bekannte, frühere Politikerin und Junge-Freiheit-Autorin Vera Lengsfeld als Spenderin einer der Skulpturen benannt. Sie habe die Skulptur des Propheten Daniel gespendet.

Streit um Kuppel und Balustradenfiguren

In einer von Oswalt und dem Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer in dieser Woche herausgegebenen Pressemitteilung warfen die beiden Kritiker der Stiftung Humboldt Forum vor, sie habe dem Förderverein „die Möglichkeit eingeräumt, […] über das ursprüngliche, im November 2020 eingereichte Spendenziel hinaus zusätzliche Rekonstruktion von Bauelementen durchzusetzen“. Dazu gehören die Kuppel und die nun montierten Balustradenfiguren. Die Stiftung weist diesen Einfluss in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme zurück.

„Mittlerweile wissen wir leider, dass einzelne Spenden, die damals über den Förderverein an die Stiftung weitergeleitet wurden, aus einem, nach unserer Auffassung, problematischen nationalkonservativen und teils sogar antidemokratischen Umfeld stammen können“, räumt die Stiftung ein. Die Spendenrichtlinie sei daraufhin 2022 überarbeitet worden. Die Spende von Vera Lengsfeld sei im Gesamtbudget der Figuren praktisch irrelevant“, heißt es weiter.

Hinter der Fassade des 1950 gesprengten Stadtschlosses der Hohenzollern steckt das Humboldt Forum mit 30.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf fünf Etagen. In dem Zentrum residieren mit Ethnologischem Museum und Museum für Asiatische Kunst zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität, das Stadtmuseum Berlin sowie die Stiftung Humboldt Forum. (Tsp/dpa)

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