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Ausstellung in der Galerie im Körnerpark: Blüten im Winter

Sonnengelbe Stoffbahnen, bunte Keramiken: Juliane Laitzsch und Angelika Frommherz laden zum „Lustwandeln“ in die Galerie im Körnerpark.

Zum Schönsten, das die Aufklärung hervorgebracht hat, zählen ihre Gärten, Wörlitz zum Beispiel mit seiner Verquickung von englischem Landschaftspark und wiederentdeckter Antike. Der Mensch sollte sich darin erholen, bilden und erbauen. An diese Tradition knüpfen Juliane Laitzsch und Angelika Frommherz an, wenn sie mitten im Winter einen Garten ohne Pflanzen zum Blühen bringen. In der kommunalen Galerie des Neuköllner Körnerparks laden sie zum Flanieren ein.

Nur mit bunten Stoffen, Holz, Papier, Pappe und zwei Lautsprechern haben sie aus der ehemaligen Orangerie der neobarocken Grünanlage eine Art Gewächshaus gemacht, in dem sich Beispiele aus ihrem Werk gemeinsam entfalten. Dabei arbeiten die in den 1960er-Jahren geborenen Berliner Künstlerinnen, beide ehemalige Goldrausch-Stipendiatinnen, sehr verschieden. Laitzsch schwingt feine Tusch-, Blei- und Buntstiftlinien mal zu Ornamenten, mal zu Flächen, die an schadhafte Gobelins erinnern. Frommherz greift zu starkem Garn, mit dem sie gefärbte Leinwand oder Pappe zusammennäht: mal zu pinkfarbenen Bällen, die Riesenbovisten gleich die langgestreckte Galerie strukturieren, mal zu Ranken, die eines der hohen Fenster wie ein Schmuckgitter füllen.

Der Besucher wird in Bewegung gehalten

Gerade wegen der Gegensätze ergänzen sich die Arbeiten bestens, vor allem auf dem großflächigen, vertikal gestellten Tableau, das von sonnengelben Stoffbahnen umwölkt die Längswand beherrscht. Laitzsch und Frommherz geben ein Beispiel dafür, wie sich künstlerische Konkurrenz in eine gelungene Kooperation verwandeln lässt.

Vor allem haben sie an die Besucher gedacht. Eine Treppe, eine hölzerne Himmelsleiter, Keramiken, aufgeklappte Leporellos und Herbarien voller Textilarbeiten halten Besucher in Bewegung, denn sie animieren dazu, verschiedene Blickwinkel auszuprobieren. Aus den Lautsprechern kommt ein gläsern klingendes Blubbern, das überreizte Nerven beruhigt und die Sinne schärft.

Wie in einem richtigen Park melden sich daher irgendwann zwei grundlegende Bedürfnisse: nach einer Pause mit Picknick und dem erquickenden Schlummer danach. Den ersten Wunsch erfüllt das nebenan gelegene Café. Für die Erfüllung des zweiten muss ein harter, tiefer Sessel aus Holz genügen, den Laitzsch und Frommherz mit einer Wolldecke notdürftig gepolstert haben. Die Sitzfläche aber ist so schräg gebaut, dass ein späteres Hochkommen nur unter Mühen möglich ist. Dann doch gleich sitzen bleiben und verweilen.

Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8, bis 19. 4.; Mo bis So 10 –20 Uhr

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