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Flick-Schenkung: Kapitale der Kunstsammler

Ein glücklicher Tag für die Kunststadt Berlin: Am Dienstag hat Christian Friedrich Flick, der seine Kollektion zeitgenössischer Kunst seit 2004 für sieben Jahre als Leihgabe im Hamburger Bahnhof präsentiert, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 166 Werke geschenkt.

Gemeinsam mit Klaus Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, unterschrieb Flick den Schenkungsvertrag, der Arbeiten von 44 Künstlern – darunter Martin Kippenberger, Bruce Nauman, Georg Baselitz, Wolfgang Tillmanns und Isa Genzken – umfasst.

Eine noble Geste, die hoffnungsfroh in die Zukunft und zugleich zufrieden in die Vergangenheit blicken lässt. Denn Hoffnung darf sich der Hamburger Bahnhof allem Anschein nach darauf machen, dass der Sammler mit Ablauf der Leihgabefrist im Jahr 2011 auch die anderen Teile seiner 2500 Werke umfassenden Kollektion Berlin überlässt. Ganz offensichtlich ist Flick mit der bisherigen Präsentation zufrieden, nachdem zu Beginn vor allem die Herkunft des Vermögens die Wahrnehmung dominierte. Kritiker warfen dem Enkel von Friedrich Flick, dem größten Rüstungslieferanten des NS-Regimes, der auch Zwangsarbeiter beschäftigt hatte, insbesondere seine Verweigerungshaltung gegenüber dem Entschädigungsfonds vor. 2005 zahlte der in der Schweiz lebende Erbe und Finanzexperte jedoch fünf Millionen Euro in den Fonds ein.

Die von Friedrich Christian Flick erworbene Kunst hat offenbar einen guten Platz in Berlin gefunden. Seine an keine Bedingungen geknüpfte Schenkung ist als Brautgabe zu verstehen. Als Bundeskanzler Gerhard Schröder den Sammler vor drei Jahren bei der Eröffnung der Erstpräsentation euphorisch umarmte, hielt sich Flick noch zurück und nannte das Verhältnis vorsichtig Verlobung. Ähnlich hatte es sich auch bei dem vor einen Jahr verstorbenen jüdischen Sammler Heinz Berggruen entwickelt, der seine Kollektion klassischer Moderne ursprünglich für zehn Jahre in den Stüler-Bau gegeben hatte. Noch vor Ablauf dieser Zeit überließ er dem Land seine Bilder zu einem Preis weit unter Marktwert – für Berlin eine bedeutende Geste der Versöhnung. Mit Flicks Schenkung festigt die Stadt ihren Ruf als Kapitale der Sammler weiter. Nicola Kuhn

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