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Kolbe-Museum: Masken und Modelle

Ob skulpturale Mutanten von Nadine Rennert, zeitgenössische "Tierperspektiven" oder "Romantische Maschinen": Junge Bildhauer und Installationskünstler haben 2009 im Ausstellungsfokus des Kolbe-Museums gestanden.

So soll es auch sein, weil sich der 1947 verstorbene Kolbe die Förderung neuer Talente ausdrücklich gewünscht hatte. Jetzt, zum 60. Jubiläum des Hauses, steht der Hausherr wieder selbst auf dem Programm – mit der Ausstellung „Atelier Georg Kolbe, Werkstatt und Wohnung“ und zwei ergänzenden Ausstellungen

Im ehemaligen Kolbe-Atelier sind Modelle und Skulpturen zu sehen, die einen Eindruck vom früheren Daseinszweck des Raums geben. Neben anderen Utensilien wird das Gerüst präsentiert, auf dem der Bildhauer seine Tonmodelle befestigte, werden Gipsmodelle wie die „Junge Frau“ (1926) oder die „Niedersinkende“ (1927) gezeigt. Eine ephemere Note erhalten die unvollendeten Figuren und Torsi durch Armiereisen, die aus manchem Rücken ragen und die vielen Binden, die den Gips vorm Zerbröseln schützen.

Parallel wird über den zentralen Bronzeguss informiert (vollendete Bronzen sind ja dauerhaft im Garten ausgestellt). „Handwerk für die Kunst“ lautet der Untertitel der Extraschau. Mithilfe von Diagrammen und Neugüssen älterer Kleinskulpturen werden das Wachsausschmelzverfahren – anhand von Kolbes „Knieender“ von 1930 – und das Sandgussverfahren erklärt, letzteres an Bernhard Heiligers elegant-goldglänzendem „Doppeltorso II“ von 1973. Im „Wohnatelier“, heute Entrée des Museums, glänzen Werke aus Kolbes Privatsammlung, Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff oder Zeichnungen von Aristide Maillol und Auguste Rodin. Kostbarkeiten, die man selbst gerne an die Wand hängen würde.

Eine Künstlerriege der Nachkriegszeit präsentiert sich auf zwei Stockwerken des Kolbe-Neubaus: Der 1944 geborene Berliner Fotograf Manfred Hamm hat in den Siebziger- bis Neunzigerjahren Künstler wie K.R.H. Sonderborg, Fred Thieler, Johannes Grützke oder Rainer Fetting porträtiert, im „natürlichen Lebensraum“ ihrer Ateliers. Als thematische Klammer zur Kolbe-Schau tritt der Berliner Bronzegießer Hermann Noack in Erscheinung – in seiner Traditionswerkstatt hat schließlich auch Kolbe seine Skulpturen endfertigen lassen.

In die Zusammenstellung der Schwarz-Weiß-Fotos mischen sich auch Bilder, die Hamm in Berliner Depots wie dem des Völkerkundemuseums gemacht hat – motiviert von einer Art erweitertem Porträtbegriff. Möchten wir uns da nachts einschließen lassen? Die Südseemasken scheinen zu leben und einen wirklich anzugrinsen.

Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25, bis 17. Januar, Di-So 10-18 Uhr

Jens Hinrichsen

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