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Zum Jubiläum: Saarländische Galerie stellt Bilder von Günter Kunert aus

Günter Kunert ist für sein schriftstellerisches Werk bekannt. Dass der Poet auch Bilder malt wissen hingegen nur wenige. In der Saarländischen Galerie sind jetzt seine Bilder zu sehen, die genauso variantenreich sind wie sein schriftstellerisches Wirken.

Günter Kunert hatte einen guten Grund, sein Studium an der Kunsthochschule Weißensee in der Grafik-Klasse nach fünf Semestern hinzuwerfen. Er tat es dem Schreiben zuliebe. Kurz darauf, 1950, erschien sein erster Gedichtband „Wegschilder und Mauerinschriften“. Johannes R. Becher, später DDR-Minister für Kultur, entdeckte den jungen Poeten und förderte ihn. Zum 80. Geburtstag, den Kunert am vergangenen Freitag feierte, wurde er nun vor allem als deutsch-deutscher Autor geehrt. Sein schriftstellerisches Werk ist vielfältig, reicht von Prosa über Lyrik zu Essays und Hörspielen. Genau so variantenreich ist auch seine bildnerische Kunst, von der er nie abließ – nur, dass sie weniger bekannt ist. Das Europäische Kunstforum in der Saarländischen Galerie widmet Kunert zum Jubiläum in seiner Geburtsstadt Berlin daher eine Ausstellung seiner Zeichnungen und Druckgrafiken. Der passende Titel „Ein anderer K.“

Die jüngsten Werke stammen vom letzten Jahr: zarte, zurückgenommene Zeichnungen mit bösen, satirischen Bestandsaufnahmen der Gesellschaft. Ein Mann trägt auf seinem Kopf einen überdimensionierten Trichter. Was in sein Gehirn gelangt, ist eindeutig: Auf dem Rand sitzt ein kleines nacktes Männchen mit Klopapierrolle in der Hand. Oder ein Ikarus stürzt vom Himmel, während zwei andere durch Ferngläser glotzend an ihm vorbeischauen. Und immer wieder, ob bei Kunerts Hinterglasbildern, Radierungen oder Bronzeplastiken: Proletarier, leere Gesichter, Fratzen. Frauen mit wogendem Busen werden von Teufelsgestalten verführt. Ein unheimliches, feixend grimassierendes Personal lebt in Kunerts Bilderwelt. Es ist ein Nachruf auf die expressionistischen Großstadtbilder eines George Grosz oder Max Beckmann – und eine nimmermüde Abrechnung mit den Aggressionen, Trieben und Blödheiten der Menschen.

Am Festungsgraben 1, tägl. 15 – 19 Uhr, bis 15. März. Zur Finissage am 15. 3. liest Günter Kunert im Studio des Gorki Theaters (17 Uhr) und führt ein Gespräch mit Reinhard Klimmt, dem ehemaligen Saarländischen Ministerpräsidenten.

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