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Zwischen Reeperbahn und Schulterblatt daheim: Liz und Gwen sind die die „Schanzen-Babes“.

© Illustration: Calle Claus/Edition 52

Comicstrips: Ablabern und Kaffee trinken

Calle Claus lässt seine Hamburger "Schanzen-Babes" auf Restdeutschland los.

Zwei schrill gekleidete Partygirls, die durch Hamburgs Clubs und Bars und Parks ziehen – das sind Liz und Gwen, die "Schanzen-Babes" des Zeichners Calle Claus. Seit inzwischen vier Jahren erscheinen die Strips in dem Stadtmagazin "Hamburg Pur", nun sind sie in dem Band Galão to go" versammelt.

Die beiden Anfangzwanzigerinnen heißen mit bürgerlichen Namen Elisabeth Plaumann (blonde Haare) und Gwen Susanne Stefani (lila Haare) – aber bürgerlich sind zwischen Reeperbahn und Schulterblatt natürlich nur die anderen. Liz und Gwen sitzen im Pudel oder im Saal II, im Schanzenpark oder an der Alster, verlieben sich in gut aussehende, aber luschige Indie-Typen, trinken Bier und Milchkaffee (der im Portugiesenghetto St. Pauli nun mal Galão heißt) und lästern und schwärmen und plappern sich durch die Tage.

Hamburger Deerns. Eine Szene aus „Schanzen-Babes“.
Hamburger Deerns. Eine Szene aus „Schanzen-Babes“.

© Illustration: Claus/Edition 52

Calle Claus, 1971 in Braunschweig geboren und Absolvent der Hochschule für angewandte Künste und Design in Hamburg, hat, den neuen Band eingerechnet, sieben Comic-Bücher in verschiedenen Verlagen veröffentlicht, darunter Jochen Enterprises, Reprodukt und Edition 52. Claus’ Stil ist nach eigenen Angaben von Künstlern wie Joe Matt, Charles Burns, Daniel Clowes, Chris Ware oder Seth beeinflusst – was sein klarer, allerdings eher cartooniger und elastischer Strich durchaus widerspiegelt.

Zickig, verpeilt und selbstbewusst

Die Halb- oder Ganzseitenstrips mit Liz und Gwen sind hübsch und bunt. Nur: So richtig originell sind sie nicht, die Pointen sind meist zahm oder vorhersagbar. Im Stadtmagazinformat mögen die Geschichten funktionieren, weil sie im Lebensraum ihrer Leser spielen – Nicht-Hamburger allerdings könnten die zickigen, verpeilten, aber auch selbstbewussten Mädels sympathisch, aber doch etwas sehr oberflächlich finden.

Trotzdem gibt es Highlights. Die sehr lustige Zeichnung eines besinnungslos besoffenen HSV-Rüsseltiers ist bildgewordene Liebe zum FC St. Pauli. Die Mädchenmode, die Liz und Gwen spazieren tragen, ist der Realität mit scharfem Auge abgeguckt. Und wunderbar skurril ist die Episode, in der Liz und Gwen ihre Berliner Kollegen Didi und Stulle besuchen.

Autor Claus zeichnet sich hier selbst ins Bild und erklärt, der Berliner Mundart leider überhaupt nicht mächtig zu sein: "Deshalb hält Didi, der sonst immer so viel labert, heute einfach mal seine Fresse…" Aus der von den beiden Berliner Proll-Schweinen angepeilten kreuzweisen Verkupplung wird im Laufe der Episode dann zwar leider nichts, die städtepartnerschaftliche Idee der Zeichner Claus und Fil ist aber charmant.

Ebenso lohnenswert sind die Gastbeiträge von Klaus Cornfield, Jule K, Olli Ferreira und Wittek – schräge Hommagen an die beiden Babes, die in ihrem Hamburger Szenekiez daheim und vielleicht auch am besten aufgehoben sind.

Calle Claus: Die Schanzen-Babes – Galão to go, Edition 52, 48 Seiten, Softcover, 10 Euro. Mehr unter diesem Link, Leseprobe hier. Und hier geht es zur Website von Calle Claus.

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