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 Anke Feuchtenberger, Jahrgang 1963, ist eine der wichtigsten deutschen Comic-Künstlerinnen und Professorin an der HAW Hamburg.

© Julia Steinigeweg/Promo

Anke Feuchtenberger über den Comic-Austausch: „Eine Konfrontation mit der Stadt an sich“

Kann ein Comic zum internationalen Verständnis beitragen? Zeichnerin Anke Feuchtenberger über eine besondere Kunstform.

Frau Feuchtenberger, Sie haben an mehreren Comic-Austauschprogrammen teilgenommen, zuletzt waren Sie mit dem Goethe-Institut in Rom und Paris, um dort zu recherchieren – was reizt Sie daran?
Ich finde es spannend, in eine fremde Umgebung geworfen zu sein und unter Zeitdruck eine Spur, einen Erzählfaden in eine riesige und alte Stadt zu finden. Es ist eine echte Herausforderung, ausgetretene Pfade und Klischees vermeidend, beständig allein bis zur Einsamkeit mit dem quasi detektivischen Blick alles, was mir begegnet, auf Bilder und Erzählungen abzuklopfen. Ich habe dabei viel gelernt, das ist der schönste Aspekt. Und es ist für mich auch eine Konfrontation mit der Stadt an sich.

Wie meinen Sie das?
Ich lebe nach 34 Jahren in Berlin jetzt sehr abgeschieden auf dem Lande. Daher sind diese Besuche für mich auch eine Auseinandersetzung mit dem, was viele Menschen auf kleinstem Territorium zusammenhält, warum sie bleiben und warum sie weggehen. Das bettet die eigene, freie Arbeit ein in einen europäischen Kontext.

Was sind die wichtigsten Effekte eines Austauschs für Sie als Künstlerin?
Der Effekt ist bestimmt noch in Arbeit, da entwickelt sich noch was. Ich suche nach Lösungen für Probleme, die ich mir selber gestellt habe und bei denen ich nicht davon ausgehen kann, dass das irgendjemanden interessiert. Einmal mehr habe ich gelernt, dass ich trotz der kriseligen Zeit des Aufenthaltes – kriselig wegen fehlender Sprach- und Ortskenntnisse – einen Erzählbogen finden kann, der beweist, dass alles irgendwie zusammenhängt. Das ist eine wichtige Lebenserfahrung. Und als Leserin der Geschichten der beiden anderen Zeichner, die jetzt in Berlin waren, war ich sehr neugierig, wie die Deutschen von außen gesehen werden.

Gezeichnetes Tagebuch. Eine Szene aus Anke Feuchtenbergers „La talpa cantante“, das während des Comic-Austauschs entstand.
Gezeichnetes Tagebuch. Eine Szene aus Anke Feuchtenbergers „La talpa cantante“, das während des Comic-Austauschs entstand.

© Illustration: Feuchtenberger

Was kann der Comic zum internationalen Verständnis und zum besonderen Blick auf den besuchten Ort beitragen, das andere Kunstformen nicht können?
Der kommunikative Ansatz der Comics, ich nenne es lieber: der grafischen Essays, die wir da in Rom, Paris und Berlin gemacht haben, richtet sich an Menschen, die sich für einen ganz persönlichen Blick auf die jeweilige Stadt interessieren. Beiläufigkeit und trotzdem Komplexität lassen sich gut in der Mischung von Text und Bild vermitteln, die ja viele Aspekte hat: Drama, emotionales Miterleben, Nachvollziehbarkeit und Wissensvermittlung.

Die komplette Bilderzählung von Anke Feuchtenberger, die bei ihrem Rom-Aufenthalt entstanden ist, finden Sie unter diesem Link (PDFs oder Bildschirm für die ideale Ansicht drehen!).

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