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Nachschub gesucht? Unsere Jury und unsere Leser hätten da ein paar Tipps.

© picture alliance / dpa

Comic-Bestenliste: Die besten Comics 2014 - Lutz Göllners Favoriten

Welches sind die besten Comics des zu Ende gehenden Jahres? Das wollen wir von unseren Lesern und von Comic-Kritikern wissen. Heute: zitty-Redakteur Lutz Göllner.

Derzeit fragen wir unsere Leserinnen und Leser, welches für sie die besten Comics der vergangenen zwölf Monate waren. Parallel dazu ist wie bereits in den vergangenen Jahren wieder eine Fachjury gefragt worden. Sie besteht aus Anne Delseit (AnimaniA, Comix), Lutz Göllner (zitty), Volker Hamann (Reddition), Matthias Hofmann (Alfonz), Martin Jurgeit (Comix, Buchreport), Stefan Pannor (Blogger, Spiegel Online), Frauke Pfeiffer (Comicgate), Andreas Platthaus (FAZ) und Lars von Törne (Tagesspiegel).

Jedes Jurymitglied ist aufgefordert, unter den im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienen Titeln seine fünf Favoriten zu nennen, mit Punkten zu bewerten und die Auswahl kurz zu begründen. Daraus ergibt sich eine Shortlist, über die die Jury in Kürze endgültig abstimmt.

Hier dokumentieren wir die Favoriten von Lutz Göllner, Kulturredakteur beim Berliner Stadtmagazin zitty.

Platz 5:
Burn Out von Antoine Ozanam und Mikkel Sommer
(Avant)
Das Schöne an diesem Job: Man wird eben doch immer wieder überrascht. Zum Beispiel durch dieses Buch. Nicht nur ein knallharter Rachethriller in der Tradition von Jim Thompson, man sieht auch die künstlerischen Vorbilder Hugo Pratt und José Muñoz. Allerdings gelingt den beiden Künstlern hier viel mehr, als nur ein Zitatbuch, „Burn Out“ ist ganz modern, atmet den Geist seiner Vorgänger ins Heute aus. Eigentlich müsste der Schweiß von diesen Seiten tropfen.

Lutz Göllner.
Lutz Göllner.

© Daniel Josefsohn/zitty Verlag

Platz 4:
Creepy präsentiert: Richard Corben & Bernie Wrightson
(Splitter)
Es war eine wilde Zeit Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Rock und Rebellion lag in der Luft, und einer der Verlage der Gegenöffentlichkeit war Warren Publishing mit seinen schrägen, von den alten EC-Comics inspirierten Horrorgeschichten. Eine neue Generation von Zeichnern wurde nach oben gespült, zwei von ihnen werden nun in umfangreichen Sonderbänden gewürdigt. Da ist auf der einen Seite der Hippie Richard Corben, dessen Farbexperimente die Comics revolutionierten und dessen Figuren prall und fleischlich wie von Rubens gemalt wirkten. Eine andere Ikone aus dieser Zeit ist Bernie Wrightson, der damals die Superhelden hinter sich ließ und mit seinen strichreichen schwarz-weiß Zeichnungen Geschichte schrieb. Und die deutsche Ausgabe ist noch einmal sensationell besser als die US-Edition.

Platz 3:
Miracleman von Alan Moore und verschiedenen Zeichnern
(Panini)
Ein peinliches Licht wirft es ja schon auf die Superheldencomics, wenn man ein Comic aus dem Jahr 1982 in die Bestenliste des Jahres 2014 hebt. Und dann darf in den Heften und Büchern aus juristischen Gründen noch nicht einmal erwähnt werden, dass der Autor dieses Meisterwerks niemand anderes als der große Alan Moore ist. Als Journalisten dürfen wir das natürlich erwähnen. Und wir dürfen auch sagen: „Miracleman“ war eine literarische Revolution und hat die Spielregeln des Superheldengenres für immer verändert. Und da die Serie jetzt, nach 32 Jahren erstmals auf Deutsch erscheint, gehört sie durchaus auf diese Liste.

Hier lesen Sie, welches die Top-Favoriten von Lutz Göllner sind

Nachschub gesucht? Unsere Jury und unsere Leser hätten da ein paar Tipps.
Nachschub gesucht? Unsere Jury und unsere Leser hätten da ein paar Tipps.

© picture alliance / dpa

Platz 2:
Vom Glanz der alten Tage von Seth
(Edition 52)
Eigentlich habe ich von Seth nichts mehr erwartet. Denn „Eigentlich ist das Leben schön“ ist so ein Meisterwerk, bei dem man sich fragt: Was soll danach schon noch kommen? Doch auch in seinem neuen Buch bleibt Seth seiner sehnsuchtsvollen Nostalgie treu, gleichzeitig breitet er vor seinen Lesern das Vexierbild eines Paralleluniversums aus, das schöner und gerechter als unsere Welt ist. Und so erweitert der Kanadier sein Weltbild hier noch einmal, vermischt gekonnt Humor und Melancholie miteinander. Natürlich drängen sich Vergleiche zu Chris Ware auf – zumal Seths reduzierter Zeichenstil sich dem sehr annährt –, aber was soll's?

Platz 1:
Sin Titulo von Cameron Stewart
(Panini)
Warum eigentlich fliegt der Kanadier Cameron Stewart in Deutschland so permanent unter jedermanns Radar? Das war schon vor zehn Jahren so, als er an der Seite von Ed Brubaker für die damals beste DC-Serie „Catwoman“ verantwortlich war. Das blieb so, als der inzwischen in Berlin lebende Künstler seine Geschichte „Ohne Titel“ im Internet veröffentlichte. Und nicht einmal die gedruckte Ausgabe brachte die dringend nötige Aufmerksamkeit. Stewart erzählt einen surrealen Thriller, irgendwo zwischen David Lynch und P.K. Dick, subjektiv, zerstückelt, gespenstisch und wahnsinnig traurig. Aber geht es uns nicht allen so, dass wir die Lücken unseres Lebens mit Sinn füllen wollen?

Und wie immer außer Konkurrenz:
„Usagi Yojimbo Saga Vol. 1“ von Stan Sakai
(Dark Horse)
An der Veröffentlichung von Stan Sakais anthropomorpher Samurai-Serie, einer Mischung aus Akira Kurosawa und Walt Disney, sind in Deutschland bereits zwei Verlage gescheitert. Und wenn man sich die US-Bände nachkaufen wollte, scheiterte man selbst schlicht an der Menge und Unübersichtlichkeit des Materials. Der amerikanische Verlag Dark Horse setzt mit seinen fetten Sammelbänden nun genau an der Stelle ein, an der die deutschen Bände abgebrochen wurden. Etwas für den Urlaub.
Die Favoriten der anderen Jurymitglieder veröffentlichen wir nach und nach - hier gibt es den Beitrag von Andreas Platthaus, hier den von Anne Delseit und hier den von Stefan Pannor. Und hier finden Sie die Empfehlungen unserer Leser. Am 11. Dezember geben wir die Gewinner der Gesamtauswahl der Jury bekannt.

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