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„Ich bin das Gesetz“: Hauptdarsteller Karl Urban.

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Comicverfilmung: Ein Mann, ein Auftrag

Sylvester Stallone machte den Comic-Cop Judge Dredd einst berühmt, jetzt gibt es mit „Dredd“ eine Neuauflage als düsteres 3D-Endzeit-Gemetzel. Am Donnerstag kommt der Film ins Kino.

Comic-Fans meinen es mit Leinwand-Versionen ihrer Helden nicht immer gut. Zu kitschig, zu massenkompatibel und nicht nah genug am Comic-Original, monieren sie oft. Zum Beispiel bei „Judge Dredd“ aus dem Jahr 1995, das dem emotionsarmen Haudrauf-Supercop in Gestalt von Sylvester Stallone sogar eine zarte Lovestory andichtete. Bei der Fan-Gemeinde fiel der Hollywood-Film damals glatt durch. Eine neue 3D-Kinoversion dürfte sie milder stimmen: „Dredd“ mit Karl Urban erzählt eine Geschichte, wie sie ähnlich simpel auch in den Comics vorkommt: ein Mann, ein Auftrag, ein Schauplatz - und hunderte Tote, bis der Schurke erlegt ist.

Regisseur Pete Travis kennt sich aus mit Action-Krach, seine vorigen Streifen „Endgame“ (2009) und „8 Blickwinkel“ (2008) setzten eher auf optische Effekte statt auf dramaturgische Kniffe. Bei „Dredd“ greift Travis abermals beherzt in den visuellen Malkasten. Seine Devise: wenig Farbe, viel Grautöne oder am besten gleich ganz schwarz. So schickt er seine Figuren in einer postapokalyptischen Mega-City in ein Ghetto, das aus einem 200-Stockwerke Hochhaus besteht.

In dem babylonischen Moloch treibt eine Drogen-Chefin grausam ihr Unwesen. Die Dame heißt Ma-Ma - wer bei diesem Namen an Muttis fürsorgliche Art denkt, liegt gründlich daneben. Schauspielerin Lena Headey darf wahlweise finster blicken oder diabolisch grinsen. Mit einer neuen Droge will sie die Stadt gefügig machen und beherrschen. Als Ma-Ma mal wieder ihrem mörderischen Hobby frönt und Menschen umbringt, wird Supercop Dredd zu Hilfe gerufen. Damit beim Showdown niemand stört, lässt Ma-Ma das Hochhaus abriegeln. Die Metzelei beginnt.

Kurze Verschnaufpause im Kugelhagel

Einen gelungenen cineastischen Einfall gibt es dann doch noch. Die umkämpfte Droge verlangsamt die Wahrnehmung um das Hundertfache. Und so sehen wir der Banden-Chefin Ma-Ma dabei zu, wie sie in der Badewanne liegt und Wassertropfen in extremer Zeitlupe umherfliegen. Wie Todgeweihte die Droge nehmen, vom Hochhaus gestoßen werden - und der Kinozuschauer dann aus ihrer Perspektive den schier ewigen Fall in die Tiefe verfolgt. Der Wechsel zu extrem verlangsamten Sequenzen ist für den Zuschauer eine kurze Verschnaufpause im tosenden schnellen Kugelhagel.

Alles andere als fürsorglich: Lena Headey als Ma-Ma.

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Hauptdarsteller Karl Urban trat bisher vor allem in Nebenrollen auf, etwa in „Der Herr der Ringe“. Nun hat er zwar den kompletten Streifen über volle Leinwand-Präsenz, seine schauspielerischen Fähigkeiten bleiben dennoch nebulös. Nur sein Mund ist zu sehen - der Rest von Kopf und Körper ist hinter dem mächtigen Polizeianzug verborgen. Seine Sätze sind syntaktisch simpel: „Ich bin das Gesetz.“ oder „Das Urteil lautet Todesstrafe.“ Widerspruch erscheint zwecklos, Dialoge kommen nicht in Gang. Anders als in der Stallone-Verfilmung von 1995 hat Hauptfigur Judge Dredd keinen clownesk-tölpelhaften Partner an seiner Seite. Die neue, bleiern schwere Machart hat alle Spuren von leichtem Witz aus der finsteren Comic-Verfilmung getilgt. Am Drehbuch schrieb „The Beach“-Autor Alex Garland mit - auch von tropischen Insel-Träumen ist in der schier endlosen Blut-und-Feuer-Orgie nichts übriggeblieben. (dpa)

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