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Humor gegen Rechts. Nils probt den zeichnerischen Widerstand.

© Panini

„Drei Steine“ von Nils Oskamp: Deutsche Jugend in Schwarzweiß

In dem autobiografischen Comic "Drei Steine" erzählt Nils Oskamp von rechter Gewalt und Zivilcourage. Sehr engagiert, aber mit dramaturgischen Schwächen.

Dortmund-Dorstfeld, die 1980er. Auf dem Schulklo kleben Nazi-Sticker, Lehrer unterrichten, wie Stalingrad hätte gewonnen werden können, und Nils Oskamp wird von rechten Mitschülern verprügelt. Alltag an der Wilhelm-Busch-Realschule, „an der Comiclesen verboten war“, aber nicht „Heil Hitler zu rufen“, wie sich der Autor in seinem autobiografischen Comic „Drei Steine“ erinnert.

Darin erzählt er seine Geschichte, die eine von Freundschaft, vom Wegschauen, von Zivilcourage, kurz, vom Erwachsenwerden ist. Der Ton ist überaus engagiert. Das wird noch untermauert vom üppigen Anhang, in dem der Autor von einem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem berichtet und ein im Auftrag der antirassistischen Amadeu-Antonio-Stiftung entstandener Essay über die rechtsextreme Szene in Dortmund von „Borussenfront“ über die „AfD“ bis „SS-Siggi“ informiert.

Auf Dauer ermüdend, nicht ergreifend

Das alles in eine spannende Dramaturgie zu überführen, gelingt dem Autor allerdings nicht. Die Freundschaft zwischen Nils und Tom plätschert ohne auf oder ab vor sich hin, der Zoff an der Schule erfährt keine wirkliche Auflösung. Manch eine Wendung, wie die, dass Tom nach einer Schlägerei mit Nazis von denen plötzlich rekrutiert werden soll, bleibt unverständlich. Und dass dem Protagonisten von wirklich allen Seiten, sei es Familie, Lehrer oder Polizei Ablehnung entgegenschlägt, wirkt auf Dauer nicht ergreifend, sondern unglaubwürdig und ermüdend.

Optisch uneinheitlich. Manche Seiten sind rau. Andere, wie diese hier, wirken glatt.
Alle auf einen. Eine Seite aus "Drei Steine".

© Panini

Auch zeichnerisch gelingt Oskamp kein einheitliches Bild. Fast komplett in schwarz-weiß-blau gehalten gibt es raue Panels, bei denen die Bleistiftstriche durchscheinen, und die wie mit dem Buntstift koloriert wirken. Daneben finden sich übergangslos extrem saubere Texturen, die wie am Computer eingefärbt wirken.

Geschichtlich ist „Drei Steine“ damit interessant, als Geschichte trotz des wichtigen Themas und des sicher aufrichtigen und unter persönlichen Opfern erbrachten Einsatzes des Erzählers nicht.  

Drei Steine. Das Cover des autobiografischen Bandes.
Blut und Kachelboden. Das Cover des autobiografischen Bandes.

© Panini

Nils Oskamp: Drei Steine, Panini, 144 Seiten, 19,99 Euro

Mehr über die Neonazi-Szene in Dortmund und die Comicreportage „Weisse Wölfe“ zum selben Thema lesen Sie unter diesem Link.

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