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König Prototyp

© Illustration: König/Rowohlt

Comiczeichner Ralf König: Gottes Gesellenstück

Die Krone der Schöpfung? Von wegen. Ralf König erzählt in "Prototyp" seine Geschichte von Adam, Eva und Schlange. Mit diesem Buch entwickelt sich König konsequent weiter und zeigt auch einem größeren Publikum, dass er weit mehr zu bieten hat als schwule Beziehungskomödien.

Am Anfang war das Wort. Und das Wort lautete: „Grunz“. Wenn der Atheist Ralf König die Schöpfungsgeschichte nacherzählt, kommt die vermeintliche Krone des Ganzen nicht gut weg. Zu Beginn ist nicht mal klar, ob es ein Affe ist oder doch eher ein Mensch, den der kontrollsüchtige aber heillos überforderte Schöpfer da aus einer Laune heraus ins Paradies gestellt hat. Wie gut, dass es die Schlange gibt, die nörgelnd, neugierig und durchtrieben Gottes Werk namens Adam auf die Probe stellt. Der Mensch hingegen will einfach nur seine Ruhe haben. Wie König, der scharfsinnige Humorist und Comic-Philosoph, aus diesem Konflikt eine völlig neue Sicht auf ein grundlegendes Kapitel der Menschheitsgeschichte entwickelt, das ist brillant.

Dass König auch in religionsphilosophischen Fragen bewandert ist, dürfte sich herumgesprochen haben, spätestens seitdem er vor zwei Jahren den angesehenen Max-und-Moritz-Preis für seine Stellungnahmen im Mohammed-Karikaturenstreit bekam und sich mit einer schonungslosen Version der Geschichte von Moses und den Zehn Geboten bedankte, die als Rundumschlag gegen Bigotterie an Witz und Treffsicherheit schwer zu übertreffen ist.

Spielball des Schöpfers und der Schlange

In „Prototyp“ führt der 1960 geborene und in einem katholischen Dorf bei Werl in Westfalen aufgewachsene König den ersten Menschen auf Erden als behaarten Moppel mit Knubbelnase ein, der zum Spielball des Fraktur redenden Schöpfers und der diabolischen Schlange wir

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Jenseits von Eden. Ralf Königs "Protoyp" ist eines der für den Preis nominierten Bücher.

© Illustration: König

d, die ihn jeweils für ihre Zwecke benutzen. Gott, um die Schöpfung zu vollenden; die Schlange, um Gott zu provozieren und sich die Zeit zu vertreiben.

Grundlegende philosophische Fragen und zum Brüllen komische Pointen liegen bei Ralf König nur wenige Striche auseinander. In kurzen Episoden spielt er so gut wie alle denkbaren Konstellationen durch, die sich aus den Widersprüchen von Moral und Natur, von Trieb und Triebkontrolle, von bedingungslosem Glauben und kritischer Erkenntnis ergeben.

Mit diesem Buch entwickelt sich König konsequent weiter und zeigt auch einem größeren Publikum, dass er weit mehr zu bieten hat als sexuell aufgeladene Beziehungskomödien und schwule Unterhaltungsliteratur. Damit hat er sich weltweit einen Namen gemacht, seine Bücher wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als sieben Millionen Exemplaren.

Am Schluss gibt's den göttlichen Arschtritt

In den vergangenen Jahren zeigte sich König jedoch zunehmend distanziert von der Szene, aus der er einst hervorgekommen ist. „In der Schwulen-Community tut sich nichts mehr, ich langweile mich“, sagt er. „Alles scheint nur auf eine gleichgeschaltete Lifestyle-Party hinauszulaufen, mit Körperkult und schlechter Musik.“ Da komme er einfach „mit der Satire nicht mehr hinterher“.

Um grundlegende körperliche Bedürfnisse geht es allerdings auch in Königs Schöpfungsgeschichte wieder, wenngleich sie hier vor allem als Machtinstrument eingesetzt werden, mit dem der Schöpfer die Kontrolle über sein Werk zu behalten versucht. Winselnd, grunzend, schnaufend entdeckt der Mensch seine Sexualität, die Naturgesetze und so manch anderes, wird daf

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Wolllust-Alarm. Adams erste Liebe heißt nicht Eva.

© Illustration: König

ür vom ebenso prüden wie sadistischen Schöpfer gegeißelt, um dann hoffnungslos einem anderen Wesen zu verfallen. Nein, nicht Eva, die erst spät die Bühne betritt, sondern einer Giraffe, die die zweifelhafte Ehre hat, ihm als erstes ins Blickfeld zu geraten. Die Ereignisse schaukeln sich hoch, angestachelt durch die Schlange und zur Eskalation getrieben durch einen wohlbekannten Apfel. Am Schluss gibt’s den „göttlichen Arschtritt“ (König), der Rest der Geschichte ist bekannt. Es sei denn, König nimmt sich die in einem weiteren Werk vor.

Ralf König: Prototyp, Rowohlt-Verlag, 110 Seiten, 14,90 Euro

Hinweis: Unsere Verlosung ist beendet. Jeweils ein Exemplar des Buches haben gewonnen: Anne Bettina Koerner, Ruth Boeker, Dieter Goetz.

Ralf König im Internet: www.ralf-koenig.de. Hier gibt es auch seine zeichnerischen Stellungnahmen zum Karikaturenstreit zu sehen.

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